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Foltergefängnisse der Roten KhmerHungern und Pol-Pot-Malen

Vor dem Völkermordtribunal in Phnom Penh sagt der frühere Portraitmaler des Rote-Khmer-Führers aus.

Überlebte als einer von sieben das Gefängnis S-21 der Roten Khmer: Maler Vann Nath. Bild: ap

BANGKOK taz | "Die Bedingungen waren so unmenschlich und das Essen so wenig", sagte der Maler Vann Nath am Montag teils unter Tränen, dem Gericht in Phnom Penh. Die Gefangenen hätten zweimal am Tag ein paar Teelöffel Reisbrei bekommen. "Wir waren so hungrig, dass wir Insekten aßen, die von der Decke fielen." Der 63-jährige Vann Nath ist einer von nur sieben Überlebenden des damaligen Foltergefängnisses Tuol Sleng. Der Hinrichtung durch die Schergen der Roten Khmer sei er nur deshalb entkommen, weil er als Künstler die Aufgabe erhalten hatte, Porträts von deren Führer Pol Pot anzufertigen. Mindestens 14.000 Kambodschaner durchlitten die Hölle von Tuol Sleng, ehe sie vor den Toren der Hauptstadt auf den sogenannten Killing Fields ermordet wurden.

Vann Nath ist der erste Überlebende, der im Prozess gegen den Exgefängnisleiter Kaing Khek Iev alias Duch aussagt. Das aus kambodschanischen und internationalen Richtern bestehende Tribunal wirft dem heute 66-jährigen Duch Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vor. Im Gegensatz zu anderen Hauptverantwortlichen hatte Duch seine Verbrechen gestanden und Reue gezeigt. Zugleich aber betonte er, er habe nur Befehle ausgeführt.

Außer Duch sind vier weitere Exfunktionäre der Roten Khmer angeklagt: Nuon Chea, Chefideologe und sogenannter Bruder Nummer zwei, Khieu Samphan, der frühere Staatspräsident sowie Exaußenminister Ieng Sary und dessen Frau, Exsozialministerin Ieng Thirith. Während Duch bereits 1999 verhaftet worden war, hatten die anderen vier jahrelang unbehelligt in Freiheit gelebt. Von den Gräueltaten wollen sie nichts gewusst haben. Während der Terrorherrschaft der Roten Khmer 1975 bis 1979 wurden rund 1,7 Millionen Menschen ermordet.

Dass den Exkadern endlich der Prozess gemacht wird, ist für die Opfer eine Genugtuung - wenn auch eine sehr späte. Immer wieder hatte sich die Etablierung eines UN-gestützten Tribunals verzögert. Erst im Juni 2003 hatte sich Kambodschas Regierung mit der UNO nach fünf Jahren zäher Verhandlungen darauf geeinigt, einen solchen Gerichtshof einzurichten.

Für die Verzögerungen machen Kritiker vor allem die engen Verbindungen zwischen der jetzigen Regierung unter Premier Hun Sen und den ehemaligen Roten Khmer verantwortlich. Unter anderem werfen sie Hun Sen, einem 1977 zu den Vietnamesen übergelaufenen Exoffizier der Khmer Rouge vor, die Justiz jahrelang behindert zu haben.

Die Prozesse gelten als Test für Kambodschas Justiz. Vielen reicht es nicht, dass sich nur die besagten fünf Exkader juristisch verantworten müssen. Unstimmigkeiten darüber gab es offensichtlich auch innerhalb des internationalisierten Tribunals. Vor wenigen Tagen trat der kanadische Ko-Ankläger Robert Petit zurück. Er betonte, dies habe nur familiäre Gründe und nichts zu tun mit Differenzen zwischen ihm und der kambodschanischen Chefanklägerin Chea Leang. Es hieß, Petit habe weitere sechs Verdächtige anklagen wollen, was die kambodschanische Seite jedoch abgelehnt habe.

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