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Folter gegen Kinder in Israel?

■ Junge Palästinenser berichten über „Stuhlfolter“, sexuelle Übergriffe und Schläge auf Schußwunden in israelischen Gefängnissen / Israelischer Armeesprecher empfiehlt Rechtsweg und sagt Untersuchungen zu /

Jerusalem (afp) - Palästinensische Kinder und Jugendliche aus den von Israel besetzten Gebieten werden angeblich in israelischen Gefängnissen „systematisch“ gefoltert. Das geht aus einem am Mittwoch von drei amerikanischen Universitätsangehörigen in Jerusalem vorgelegten Bericht hervor. Danach seien abwechselnd kalte und heiße Duschen, Aufhängen an den Händen, sexuelle Übergriffe und regelrechtes Durchprügeln der Heranwachsenden unter 18 Jahre „gang und gäbe“. Offizielle israelische Stellen haben zu den Vorwürfen bemerkt, daß Gewaltanwendung bei Verhören in Israel verboten sei und jeder einzelne Fall geprüft werde. Der etwa 20 Seiten umfassende Bericht besteht aus 15 Schilderungen junger Palästinenser. Alle seien festgenommen worden, weil sie unter dem Verdacht gestanden hätten, in den von Israel besetzten Gebieten, dem Gaza–Streifen und dem Westjordanland, israelische Soldaten mit Steinen beworfen zu haben. Bei der Vorstellung des Berichts gaben drei Jungen detailliert Auskunft über ihre eigenen Erlebnisse in israelischen Gefängnissen. Ryad Faray aus einem Palästinenserlager in der Nähe von Bethlehem war bei seiner Festnahme 15 Jahre alt gewesen. Er berichtet von der „Stuhlfolter“, die vor allem dann angewendet würde, wenn sich Jugendliche weigerten, Geständnisse abzulegen. „Wir müssen dabei auf der Erde liegen. Unsere Beine werden zwischen die Rückenlehne und die Sitzfläche eines Stuhles geklemmt.Ein Soldat sitzt auf dem Stuhl und hält uns fest, während ein zweiter auf die Fußsohlen schlägt“, beschrieb der Junge. Ein anderer Junge erzählte, eines Nachts seien Soldaten über die Mauer des Hauses seiner Familie gesprungen, hätten alles durchwühlt und ihn mitgenommen. Weil er nicht gestehen wollte, Steine auf Soldaten geworfen zu haben, wurde er geprügelt. Seit einer Demonstration habe er Schußwunde und auf diese hätten die Soldaten dann besonders geschlagen, sagte der Junge und öffnete sein Hemd, um den Journalisten die Narben zu zeigen. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte auf Nachfrage von afp zu den Vorwürfen, daß Gewaltanwendung bei Verhören in Israel verboten sei. Im übrigen sei er „erstaunt“, daß sich die betreffenden Personen an die Presse und nicht an die Justiz wendeten. „Jeder Fall dieser angeblichen Folterungen wird untersucht werden“, fügte er hinzu.

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