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Folge der UniprotesteNette Vorschläge für besseres Studium

Bayerns Wissenschaftsminister Heubisch und Studierendenvertreter haben sich auf ein Kompromisspapier zur Hochschulreform geeinigt. Bindend sind die gemeinsamen Leitlinien jedoch nicht.

Mit dem Kompromisspapier wenigstens etwas erreicht: Studenten besetzten 2009 die Münchner Uni. Bild: dpa

MÜNCHEN taz | Sie unterschreiben das Dokument vor der Presse, so demonstrativ, als wäre es ein Friedensabkommen. Am Tisch sitzen die Vertreter von Universitäten und Fachhochschulen, Studentensprecher Malte Pennekamp und Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP). Auf dem Papier mit den Unterschriften steht in fetter Schrift "Leitlinien zur Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses in Bayern". Die zehn Seiten, die am Montag im Münchner Wissenschaftsministerium vorgestellt wurden, sollen die Studienbedingungen an Bayerns Hochschulen verbessern. Sie sind ein erster Kompromiss nach den Studentenprotesten vergangenen Winter.

Die Proteste waren in Bayern, vor allem in München, besonders heftig. Wochenlang hielten Studenten das Audimax der Uni besetzt. Wissenschaftsminister Heubisch versprach Nachbesserungen bei Bachelor- und Masterstudiengängen. In einer Arbeitsgruppe vereinbarten Hochschulen, Studenten und Ministerium das Kompromiss-Papier. "Wir sind sehr stolz auf die Leitlinien", sagt Malte Pennekamp, Sprecher der Landes-Asten-Konferenz Bayern. "Die Leitlinien werden zur Entlastung der Studierenden beitragen."

Tatsächlich enthält das Papier vieles, was die Studenten gefordert haben: Sie sollen bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses mitsprechen können, Prüfungs- und Stundenzahlen sollen überprüft, die Inhalte der neuen Bachelor- und Master-Studiengänge evaluiert werden, die Studenten sollen nicht nur Fachwissen lernen, sondern auch "Verantwortungsfähigkeit" und die "Fähigkeit zu lebenslangem Lernen". Doch die Leitlinien sind keine verbindlichen Vorgaben an die Hochschulen, sondern Empfehlungen. Im Text heißt es, die Leitlinien sollten "Anregungen und Impulse" liefern. Minister Heubisch meint auch ganz offen: "Verbindlich ist damit gar nichts." Die Leitlinien seien aber ein "eindeutiges Zeichen" an die Hochschulen.

"Die Leitlinien werden nur in die Feinmechanik des Bologna-Prozesses eingreifen", sagt Pennekamp. Es seien weitere Reformen nötig, etwa bei der durch Bologna stark verkürzten Lernzeit und der Hochschulfinanzierung. Und bei der Mitbestimmung der Studenten. Eine ihrer zentralen Forderungen ist die Einführung einer Interessenvertretung aller Studenten, einer verfassten Studierendenschaft in Bayern. Heubisch ging auf die Forderung bislang nicht ein. Das jetzt vorgelegte Papier sieht die Beteiligung von Studenten in "Studiengangskommissionen" und Absolventenbefragungen vor. Pennekamp ist das zu wenig. Er meint: "Durch die Leitlinien wird kein signifikanter Anstieg der Mitwirkung der Studierenden erzielt."

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