Fokker stürzt endgültig ab

Kein Investor gefunden: Der Flugzeugbauer geht in Konkurs, 5.700 Arbeiter werden entlassen, und Daimler verliert 2,3 Milliarden Mark  ■ Von Ed van Zutphen

Amsterdam (taz) – Nach wochenlangen Übernahmegesprächen hat der niederländische Flugzeughersteller Fokker gestern Konkurs angemeldet. Die hektischen Verhandlungen in den letzten 48 Stunden hatten kein Ergebnis gebracht: Weder der südkoreanische Konzern Samsung, noch die chinesische Firma AVIC oder der zuletzt auftauchende schwedische Flugzeugbauer Saab wollen das Unternehmen übernehmen.

Die kanadische Firma Bombadier winkte schon vorher ab, weil die Den Haager Regierung nicht mit Milliardensummen einsteigen wollte. Die Muttergesellschaft Daimler Benz AG hatte am 22. Januar ihre Kredite gestoppt und damit den Regionalflugzeughersteller ins Trudeln gebracht. Daimler verliert 2,3 Milliarden Mark durch den Konkurs. Nach eigenen Angaben seien diese vorsorglich in der Bilanz 1995 zurückgestellt worden. Ein zweimaliger Zahlungsaufschub vom Januar und ein Überbrückungskredit der holländischen Regierung über 255 Millionen Gulden konnten Fokker ebenfalls nicht retten.

Damit ist die älteste Flugzeug- firma der Welt am Ende. Fokker- Arbeiter hatten Tage vorher am Werkstor neben den Schriftzug Fokker eine große 2 eingefügt. Das Regionalflugzeug Fokker 2, so die Hoffnung, hätte nach dem Bankrott von Fokker von der Schuldenlast befreit. Das Unternehmen hätte neu auferstehen können. Die Regierung sollte 500 Millionen Gulden in eine Leasing-Gesellschaft stecken, die die Fokker-Flieger kauft und dann an Fluggesellschaften verleiht.

Aber Den Haag winkte lustlos ab. Die sozial-liberale Koalition will die Staatsfinanzen nicht weiter belasten und außerdem soviel wie möglich privatisieren. Auch die Banken hatten abgewinkt, da sie dem Fokker-Management nicht trauen und auch einer selbständigen niederländischen Flugzeugindustrie keine Zukunft geben.

Die Niederländer haben zwar großes Mitleid mit den Fokker- Angestellten, sind aber erleichtert, daß die endlosen Spekulationen (und auch endlosen Subventionen) nun ein Ende haben. Bis zuletzt hielt sich der Eindruck, daß Fokker nicht alle Hausaufgaben gemacht hat. Die Buchhaltung soll jahrelang ein großes Chaos gewesen sein, bis heute ist nicht völlig klar, was Fokker eigentlich der Bau eines Flugzeuges kostet.

Allein in und um Amsterdam werden 3.600 Arbeiter entlassen. Insgesamt sollen von den rund 7.900 Fokker-Mitarbeitern in Europa knapp 5.700 entlassen werden. Ihre Löhne sind nur bis zum 22. März gesichert, Geld für einen Sozialplan ist bei mindestens 1,3 Milliarden Gulden Schulden nicht da.