Flutwelle des Mississipi: Raffinerien in Louisiana bedroht
Eine Flutwelle des Mississippi hat die Großstadt Memphis passiert, tausende Bewohner mussten ihre Häuser verlassen. Nun sind zehn Ölraffinerien im Bundesstaat Louisiana bedroht.
MEMPHIS dpa/rtr | Die Wassermassen des größten nordamerikanischen Flusses Mississippi entwickeln sich zu einer Bedrohung für zehn Ölraffinerien im US-Bundesstaat Louisiana. Der Scheitel der Flutwelle passierte am Dienstag (Ortszeit) die Großstadt Memphis, die weiter flussaufwärts liegt.
Tausende Bewohner mussten wegen des Hochwassers bereits ihre Häuser verlassen, Ackerland von der Fläche fast so groß wie Schleswig-Holstein wurde überflutet. Die zehn gefährdeten Anlagen in Louisiana entsprechen 14 Prozent der Raffineriekapazitäten in den USA. Aus Angst vor Überflutungen war der Benzinpreis am Dienstag in New York um mehr als zwei Prozent gestiegen.
Der Mississippi führt in diesem Frühjahr wegen des schneereichen Winters besonders viel Wasser. Zudem hatte der Fluss Ohio wegen starker Regenfälle einen höheren Pegel. Er mündet in den Mississippi.
Der hohe Pegel des breiten Stroms sollte sich in Memphis bis zu 36 Stunden halten. Das Wasser sinke unter Umständen binnen fünf Tagen nur um 30 Zentimeter, kündigte ein Experte des Armeekorps der Ingenieure an. Die Dämme müssen damit weiter großem Druck standhalten.
900 Häuser geräumt
"Der Fluss, der hier normalerweise eine halbe Meile breit ist, ist nun auf drei Meilen (4,8 Kilometer) angewachsen", schätzte ein Augenzeuge. Tiefer liegende Teile von Memphis wurden von brauner Brühe umspült. An den Wänden verlassener Häuser türmten sich Kisten, Tonnen und Kinderspielzeug, die Anwohner dort vor ihrer Flucht schnell befestigt hatten. Das Wasser stand an einigen Häusern bis über die Fenster der Erdgeschosse und schwappte über geparkte Autos hinweg. 900 Häuser waren am Montag geräumt worden, hunderte Menschen kamen in Notunterkünften unter.
Einige Meilen weiter flussabwärts rüsteten sich Farmer für die stark verschmutzten Wassermassen des "Old Man River". Mit selbst gebauten Dämmen versuchten sie, ihre Felder zu schützen. "All mein Getreide ist so gut wie verloren", sagte ein Farmer dem Radiosender npr. "Eigentlich ist das alles umsonst, aber es wäre auch nicht gut, gar nichts zu tun."
Auch im Mississippi-Delta wuchs die Furcht vor der stetig schwellenden Welle. Im Ort Angola (Louisiana) wurden die ersten von 5.000 Insassen des Staatsgefängnisses evakuiert. Nördlich von New Orleans war am Montag ein Ablauf des Mississippi geöffnet worden, um für Entlastung zu sorgen. Von dort fließt das Hochwasser in den Pontchartrain-See und dann in den Golf von Mexiko. Das Armeekorps der Ingenieure plädierte bereits dafür, einen weiteren Not-Ablauf zu öffnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!