: Flugzeuge für neue Startbahn gesucht
■ Trotz des Sommerflugplans werden kaum mehr Flugzeuge von Schönefeld aus starten/ Neu gebaute Allwetter-Startbahn für täglich 60 Jumbos
Berlin. Keine spürbare Änderung im Flugverkehr: Der Lärmteppich über den nördlichen Bezirken wird nicht kleiner, von Schönefeld werden auch ab Ende März — mit Beginn des Sommerflugplans — kaum mehr Flugzeuge abheben als bisher. Die neue Start- und Landebahn auf dem ehemaligen DDR-Airport, die am kommenden Montag in Betrieb genommen wird, lockt offenbar keine einzige Fluggesellschafft von Tegel weg.
92 Millionen Mark hat die neue Piste gekostet, doch zu dem »absoluten Tief vom vergangenen Jahr gibt es nur einen verhaltenen Zuwachs«, sagt Eberhard Elie, Sprecher des Flughafens. Die Fluggesellschaft Lufthansa überlegt, ihr Angebot von täglich drei Flügen von Schönefeld nach Frankfurt am Main auf vier zu erhöhen.
Die Fluggesellschaft, die überwiegend von Tegel fliegt, ist mit der Aufteilung des Flugverkehrs nicht einverstanden, bemängelt aber, daß der Senat Schönefeld bisher nicht einmal richtig ausgeschildert habe. Auch würde die S-Bahn vom Flughafen zur City »immer noch an jeder Milchkanne halten«, wie sich Lufthansa- Sprecher Burkhard Kiecker ausdrückt. Sein Unternehmen sei nicht bereit, als einziges nach Schönefeld umzuziehen.
Das Bundesverkehrsministerium ist nicht davon überrascht, daß von Tegel mit 290 Starts und Landungen weiterhin fünfmal soviel Maschinen abheben als von Schönefeld. »Eine neue Startbahn macht noch keinen Flughafen aus«, begründet Karl Kappel von der Abteilung Luftfahrt. Die Airlines würden sich auf Tegel konzentrieren, weil dort das Geschäft zu machen sei.
Der Bundesverkehrsminister könne zwar Linien die Start- und Landerechte nur für das Rollfeld am südlichen Stadtrand erlauben, die betroffenen Gesellschaften würden sich dann aber diskriminiert fühlen. In der Folge würden deutsche Gesellschaften im Ausland Schwierigkeiten bekommen, befürchtet Kappel. Der Flughafen im Süden werde vor 1994 nicht wettbewerbsfähig sein, schätzt der Mitarbeiter aus dem Bundesverkehrsministerium, weil erst dann mit dem Bau neuer Abfertigungsgebäude begonnen werde.
Weder von Verkehrssenator Herwig Haase (CDU), noch von seiner Verwaltung war gestern eine Stellungnahme zu dem Thema zu erhalten. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Ditmar Staffelt wirft dem Senat vor, daß in Schönefeld nicht in »gebührender Form« investiert werde. Seine Fraktion werde sich dafür einsetzen, daß die geplanten Investitionen für den Ausbau von Tegel »umverteilt werden«. Bis März seien bereits Mittel in Höhe von 70 Millionen Mark gesperrt. Staffelt kritisiert darüber hinaus, daß der Verkehrssenator und der Regierende Bürgermeister sich beim Bundesverkehrsminister nicht für die Berliner Interessen eingesetzt hätten. Dirk Wildt
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