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Archiv-Artikel

Flugzeuge am Boden

Am dritten Streiktag bei der Lufthansa fallen erstmals auch Fernflüge aus. Mehrere Maschinen wurden außer Dienst gestellt, weil sie nicht gewartet werden können. Gewerkschaft kündigt unbegrenzte Fortsetzung des Streiks an

Mehr als 1.500 Streikende der Lufthansa Technik Werft in Hamburg haben am Mittwoch ihrer Forderung nach höheren Gehältern mit einer Kundgebung im Terminal 2 des Flughafens Nachdruck verliehen. Am dritten Tag des Ausstands zogen sie vom Werk zum benachbarten Terminal 2, das die Streikenden mit einem Trillerpfeifen-Konzert beschallten. „Euer Gewinn ist unser Verdienst“, stand auf Plakaten.

Mit dieser Aktion „wollen die Streikenden den Fluggästen zeigen, dass sie sich nicht verstecken müssen“, sagte Dietmar Stretz, Fachbereichsleiter bei der Gewerkschaft Ver.di. Nach seinen Angaben sind mittlerweile 1.800 der fast 8.000 Werft-Mitarbeiter im Ausstand.

Neun nicht mehr gewartete Maschinen müssen mittlerweile am Boden bleiben. Erstmals wurden Interkontinentalflüge gestrichen. In Hamburg, von wo aus die Lufthansa innerdeutsche und europäische Strecken bedient, wurden die Passagiere von fünf ausfallenden Flügen auf andere Maschinen umgebucht. In Hannover fielen am Mittwoch ebenfalls fünf Flüge aus, in Bremen einer. Bereits am Dienstag waren auf den beiden Airports wegen des Ausstands acht Verbindungen abgesagt worden.

Das Unternehmen hatte im Vorjahr einen Überschuss von 15 Milliarden Euro gemacht. Da es der Fluggesellschaft so gut gehe, seien die Beschäftigten bereit, sich ihren Anteil in der Tarifrunde abzuholen, kündigte Stretz an. „Wenn der Vorstand kein Angebot macht, dann setzen wir den Streik fort.“ Die Arbeitnehmervertreter fordern für rund 50.000 Beschäftigte 9,8 Prozent mehr Geld, das Unternehmen bietet gestaffelt 6,7 Prozent mehr Lohn bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung an.

Für die Gewerkschaft hat der Streik seine Wirkung durch die stillstehenden Maschinen entfaltet. Erstmals fielen am Mittwoch Langstreckenflüge in die USA, nach Kanada und Indien aus. „Die Lufthansa bekommt den Streik deutlich zu spüren“, sagte Stretz. SVEN-MICHAEL VEIT

wirtschaft & umwelt SEITE 9