piwik no script img

■ FlughafenausschußKontrollierter Absturz

Der brandenburgische Finanzminister Kühbacher (SPD), der sich als Aufsichtsratsmitglied der Flughafen-Holding nicht mehr an Kreditverhandlungen ungewöhnlichen Umfangs, sondern nur noch an das gute Wetter erinnern konnte, wurde trotzdem zum Landesbankchef befördert. Der Potsdamer Ex-Wirtschaftsminister Hirche (FDP), immerhin Aufsichtsratsvorsitzender, will niemals über den Ankauf informiert worden sein. Und Finanzsenator Pieroth (CDU), dessen Behörde ebenfalls im Aufsichtsrat vertreten ist, hat nicht interessiert, was dort geschah.

Solcherlei Einblicke in die Bemühungen des „Kontrollgremiums“ machen deutlich, warum nur die Grünen und die PDS an Ergebnissen der parlamentarischen Untersuchung interessiert sind. Man versteht zugleich, warum der Ausschuß nicht ernsthaft fragt, ob Politiker bei dem desaströsen Kauf von nicht benötigtem Flughafen-Gelände assistierten. Versuchte der Bauunternehmer Ellinghaus, in dessen Firma der ehemalige Regierende Bürgermeister Momper später eintrat, der Flughafengesellschaft ein Grundstück mittels politischem Druck zum überhöhten Preis zu verkaufen? Zeuge Ellinghaus wurde vom Ausschuß dazu überaus vorsichtig befragt. Weitere Zeugen wurden nicht einmal geladen.

Nun kommt beiläufig heraus, daß die Anwaltskanzlei des ehemaligen Finanzsenators und Ausschußmitglieds Riebschläger (SPD) in den versuchten Bodenverkauf verwickelt war. Juristisch mag das unproblematisch sein, moralisch akzeptabel ist es kaum.

Licht in das Dunkel konnte der Ausschuß deshalb nicht bringen; ausgeleuchtet wurden nur die Grenzen des Aufklärungswillens und der Dilettantismus der Politiker. Das ist zwar auch etwas, angesichts des Verlustes von 900 Mio. Mark aber zu wenig. Gerd Nowakowski

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen