: Flüchtlingsprobleme
■ 20.000 Aserbeidjaner aus Armenien, 7.265 Armenier aus Aserbeidjan geflüchtet / Ministerpräsidenten erörtern Problem
Moskau (afp) - Die Ministerpräsidenten der armenischen und aserbeidjanischen Sowjetrepubliken, Fadei Sarkission und Gassan Seidow, haben am Dienstag morgen telefonisch ihr gemeinsames Flüchtlingsproblem erörtert. Dies berichtete am Mittwoch die Parteizeitung 'Prawda‘, ohne sich über den Inhalt des Telefongesprächs zu äußern. Seit Beginn der Nationalitätenunruhen im vergangenen Februar sind insgesamt 20.000 Aserbeidjaner aus Armenien in ihre Heimatrepublik geflüchtet, während 7.265 Armenier aus Aserbeidjan nach Armenien ausreisten. Auf beiden Seiten gibt es schon seit Wochen Schwierigkeiten bei der Unterbringung der Flüchtlinge. Wie das Parteiorgan in seinem Artikel ferner einräumte, bleibt die Situation in Armenien weiterhin gespannt. Derzeit könne man unmöglich davon sprechen, daß das Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets zu Nagorny -Karabach bei der Bevölkerung der armenischen Hauptstadt Eriwan auf Verständnis gestoßen sei. In seiner Entscheidung hatte das oberste Leitungsgremium des Staates am 18.Juli gegen den Willen der Armenier die Zugehörigkeit der mehrheitlich von Armeniern bewohnten autonomen Region Karabach zu Aserbeidjan bestätigt. Nach Angabe der 'Prawda‘ lehnen zahlreiche Arbeiter sowie „Teile der Intellektellen“ dieses Dekret ab.
Dagegen begrüßte der geistliche Führer der armenischen Kirche, Katholikos Wasgen I., die Bestimmungen des Dekretes und rief die Bevölkerung dazu auf, künftig auf Streiks als Mittel des Protestes zu verzichten. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur TASS setzte er sich gleichzeitig für die Wiedereröffnung der seit 1932 unter Stalin geschlossenen Kirchen und Klöster in Karabach ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen