: Flucht in die Freiheit
■ Brief aus dem Untergrund: Dänischer Teckel belastet grünen Bezirkspolitiker Von Zenobie von Fredensborg
Waff. Knurr. Waff. Wo ist dieser Wuttke, dieser Dackel-Verräter? Dieser Tierquäler. Wenn ich den kriege! Und ... schnapp! Ist doch unerhört. Da schaff ich's nach jahrelangen Versuchen, endlich auszubüchsen aus diesem königlich-dänischen Affenstall in Kopenhagen, komme - hechel, hechel - auf dem Altonaer Bahnhof an. Auf befreitem Gebiet, wie ich glaubte. Und dann das!
Kaum angekommen in der Freien und Hansestadt, da pinkelt mich ein grüner Bezirksversammlungsfraktionschef namens Olaf Wuttke von der Seite an, verteilt in allen Zeitungsredaktionen ein Flugblatt und hetzt mir in meinem selbstgewählten Exil Tau-sende Hamburger Dackelhasser aufs Fell, die „im gesamten dänischen Sprachraum zwischen Altona und Skagen“ helfen sollen, „die Verschollene heimzubringen“. Die Verschollene!!! Ich, Zenobie, verschollen! Von wegen!
Höchst freiwillig habe ich am 21. Oktober den Gassigang im Park von Schloß Fredensborg genutzt, um dieses aristokratische Wuffwaff, diesen brillantenbesetzten Leinen-Zwang, dieses Edel-Chappi hinter mir zu lassen. In der freiheitlichen Atmosphäre der Ottenser Fußgängerzone einmal richtig freiheitlich ein Häufchen setzen. Das wär's doch gewesen!
Aber nichts wird einem gegönnt. Nicht nur, daß Wuttke öffentlich zur Fahndung aufruft. Nein, der Mann fordert sogar noch den amtierenden Bezirksamtsleiter per „Drucksache XIV/A“ auf, mein Frauchen Margrethe II bei der Suche nach ihrem Ex-Schoßhündchen Zenobie zu unterstützen. Mehr noch: Wuttke preist die dänische Kettenherrschaft, unter der ich und mein Dackelfreund „Asterix“ seit Jahr und Tag leiden müssen, als eine Herrschaftsform, die „der Herrschaft des winkelzügigen Notars Henning V. allemal vorzuziehen“ sei.
Kein Ahnung, dieser Wuttke. Absolut null Check. Wer auch immer dieser Henning V. sein mag, eine derartig hundefeindliche Regentschaft kann er gar nicht ausüben. Oder haben Sie hier in Hamburg schon mal erlebt, daß Ihr Henning V. seine Teckel - sie sollen wohl Günni und Hacki heißen - tagtäglich mit Leberpasteten und eingebackenen Wachteleiern, wahlweise mit diesen ekligen Poelsern vollstopft? Na, hätten Sie da nicht auch die Biege gemacht?
Ich jedenfalls lobe mir jene von Wuttke so beklagte „obrigkeitsstaatliche Art und Weise, wie in Hamburgs Rathaus über die Geschicke der bis 1864 dänischen Stadt Altona entschieden wird“. Zwangsgassi in irgendwelchen Schloßparks gibt es hier jedenfalls nicht.
Wir Dackel aller Länder könnten uns am Elbufer frei von königlich-dänischer Anleinwut vereinigen. Und Bezirksamtsleiter Strenge würde sein Haupt wohlgefällig dazu neigen. Statt dessen schallt jetzt all über Altona das verhaßte „Zenobie, god Zenobie, kom her!“
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