Floral-Design statt Gesicht im Kühlregal: Rama-Mädchen abgeschmiert
Jahrzehnte lang war sie das Gesicht der Margarinemarke Rama - jetzt muss sie vier Blumen weichen. Ein weiterer Schritt in die Beliebigkeit im Kühlregal.
![](https://taz.de/picture/272009/14/rama.20110410-14.jpg)
Nichts gegen ein Redesign. Nichts bleibt wie es war. Panta rhei. Aber das Rama-Mädchen ersatzlos rauszuschmeißen und zum Trost vier Blumen auf ihr begrüntes Grab zu pflanzen? Das wird euch noch leid tun.
Gut, der neue Rama-Schriftzug ähnelt dem alten und ist dennoch schöner, die Blumen und die Wiese sind freundlich und modern. Aber darum geht es nicht. Das Rama-Mädchen mit dem so schön aus der Zeit gefallenem Hut lächelte über Jahre die Menschen persönlich an und stand damit für Wertigkeit und Beständigkeit. Und jetzt? Vier Blumen. Blumen schmücken alles: Pralinen, Klopapier, Kosmetik.
Diese neuen Vier sollen die Familie symbolisieren und für unterschiedliche Altersstufen und Charaktere stehen. Wie reaktionär. Das ist nun wirklich nicht mehr up to date, wenn sich nur vierköpfige Familien mit dem Produkt identifizieren sollen. Was ist mit den Singles, die sich ein Frühstück mit Rama-Girl erträumten?
Womöglich war sie nicht genug Girrrl, nicht tough genug für Single-Phantasien und wurde kurzerhand gefeuert? Wer das glaubt, irrt. Das Rama-Mädl war zwar eine hübsche Blondine, freundlich, gesund und mit Superfigur, aber sie war noch mehr: Ein knallhart durchgezogenes Werbemotiv vom Signet bis zur Storyline.
Rama-Girl zierte seit 1924 mit ihrem dem einen oder anderen Lifting unterzogenen Konterfei ikonenhaft jeden Rama-Topf. Sie radelte jahrelang durch die Werbefernsehlandschaft und ist Ramas Alleinstellungsmerkmal. Was habt ihr dem entgegenzusetzen, Blumen? Heute seid ihr vielleicht hip, schon morgen aber welk. Ihr seid austauschbar. Vergänglich. Rama-Girl weiß: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Hasta la vista, Baby.
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