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■ StandbildFlach und konsumabel

Wissenschaftsmagazin „EinStein“, Montag, B 1, 21.15 Uhr

„Desinformation“ ist das Thema bei „EinStein“, und die ersten Beiträge sind derart nette Belanglosigkeiten, daß Herr Krähe und ich beschließen, zwischenzeitlich eine Partie Schach zu führen. Während wir aufbauen, demonstriert uns „EinStein“, wie sehr sich auch in Berlin Zeugenaussagen nach einem – gestellten – Unfall widersprechen können. Als es gerade um die Möglichkeiten der Codierung von Geheimnissen in Schule und Krieg geht, verliere ich routiniert die Wahl und damit die weißen Figuren.

Ein harmloser Fake – weißhaariger Professor behauptet, Telepathie würde demnächst das Telefonieren ablösen – irritiert Herrn Krähe ebensowenig wie die aggressive Vorwärtsbewegung meines Bauern auf der C-Linie (was sich später noch bitter rächen soll!). Der letzte Beitrag allerdings verlangt mir etwas mehr Aufmerksamkeit sowie den ungeliebten Tausch Springer/Läufer ab: eine mit Verschwörermiene vorgetragene diffuse Medienkritik, welche, da im kritisierten Medium geäußert, sich selbst überzeugend ad absurdum führt. Während „EinStein“ erklärt, „daß unser grauer Alltag ohne Fernsehen und Zeitung wahrscheinlich gar nicht mehr zu ertragen wäre“, reiße ich sodann Herrn Krähes Königsflügel.

Doch wider Erwarten nimmt Krähe dieses anscheinend als die „Ablenkung vom eintönigen Arbeitsalltag und den Anforderungen der Leistungsgesellschaft“, die „EinStein“ als Aufgabe und Legitimation der Medien ansieht, und kontert plump über einen „innerhalb eines Kulturkreises gemeinschaftlich festgelegten Code der Kommunikation“: „Schach!“ Während ich fieberhaft an einer „phantastischen (Opfer-)Kombination“ (Helmut Pfleger, Zeit) arbeite, erscheint auf dem Schirm überraschend Michael Sontheimer und analysiert treffend, welche Verrücktheit darin besteht, daß die „Mediengesellschaft dafür sorgen muß, daß die Leute das Zeug (Medienprodukte) sofort wieder vergessen“, damit sie das gleiche am nächsten Tag wieder neu konsumieren können.

Im Endeffekt rettet meine Opferkombination Herrn Krähe ein (unverdientes) Remis, und ich kann mich daran machen, dieses Standbild zu verfassen; im Ohr stets Michael Sontheimers Analyse, „daß Medienprodukte sehr konsumabel und flach sein müssen, um ihren wirtschaftlichen Zweck zu erfüllen“. Martin Sonneborn

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