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Finnischer Konzern reicht Bauantrag einAKW zum Tschernobyl-Gedenktag

Ausgerechnet zum Tschernobyl-Jahrestag reicht ein finnischer Stromkonzern den Bauantrag für ein neues AKW ein - obwohl er bei der Konstruktion eines anderen Reaktors seit Jahren patzt.

Idyllische Lage, pannengeschüttelter Betreiber: AKW im Nordwesten Finnlands. Bild: dpa

STOCKHOLM taz Gutes Timing scheint keine Stärke des finnischen Stromversorgers TVO zu sein: Zum Tschernobyl-Gedenktag am Wochenende reichte das Unternehmen in Helsinki einen Antrag für einen AKW-Neubau ein. Das neue Atomkraftwerk wäre Finnlands sechstes. Zurzeit sind dort vier Atomreaktoren in Betrieb, ein weiterer befindet sich im Bau.

TVO ist bereits Bauherr eines Druckwasserreaktors im finnischen Olkiluoto, der zurzeit errichtet wird. Das 1.600-Megawatt-Atomkraftwerk sollte zum Flaggschiff der europäischen Atomindustrie werden. Es ist allerdings in die Schlagzeilen geraten, da der Zeit- und Kostenrahmen des Projekts bereits weit überschritten wurden. Realisiert wird der Neubau von dem französisch-deutschen Areva-Konsortium. Die finnischen Behörden monieren aber noch gut 1.500 nur teilweise behobene Fehler, die die Fertigstellung des 4,5-Milliarden-Euro-Projekts um Jahre verzögern dürften.

TVO will nun am gleichen Standort in Olkiluoto noch einen Atommeiler errichten. Der konkret noch nicht näher beschriebene Reaktortyp soll eine Leistung zwischen 1.000 und 1.800 MW besitzen und 3 bis 4 Milliarden Euro kosten. Bis 2010 will TVO seine Bauentscheidung treffen. Die Inbetriebnahme wird für das Jahr 2020 angepeilt.

Neben TVO wollen in Finnland zwei weitere Energieversorger - die Stromkonzerne Fortum und Fennovoima - jeweils ein neues Atomkraftwerk errichten.

Von den zu erwartenden drei Bauanträgen dürfte allerdings nur einer genehmigt werden. Doch auch dies ist Atomkraftgegnern zu viel. An diesem Wochenende gab es etwa im nordfinnischen Kemi wieder Demonstrationen mit hunderten TeilnehmerInnen gegen die AKW-Pläne. Bereits am vergangenen Freitag protestierten Kernkraftgegner vor dem Parlament gegen die Pläne und überreichten Abgeordneten eine neue Studie, die auf erhöhte Kindersterblichkeit in Finnland und Schweden aufgrund radioaktiver Niederschläge der Tschernobyl-Katastrophe hindeutet.

Einen politischen Entschluss für den Bau eines sechsten finnischen Reaktors gibt es dabei bislang allerdings noch nicht. Doch besteht für einen solchen offenbar eine Mehrheit im Parlament, und der konservativ-liberale Teil der Regierungskoalition hat klargemacht, einem weiteren Reaktorneubau positiv gegenüberzustehen. Die Grünen gehören dieser Regierung ebenfalls an. Sie haben als einziger Koalitionspartner angekündigt, gegen die Neubaupläne zu stimmen. Für die Regierungszusammenarbeit dürfte das Veto jedoch folgenlos bleiben, denn diese Option hatten sich die finnischen Grünen bereits im Koalitionsvertrag ausbedungen.

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