■ Filmstarts a la carte: Rein in die Kartoffeln
Im Rahmen einer kleinen Hitchcock-Reihe kommt im Notausgang mit „Frenzy“ ein wenig gespieltes Spätwerk des Meisters zum Einsatz. 1971 in England entstanden, nimmt der Film noch einmal zwei von Alfred Hitchcocks Lieblingsmotiven auf: den Frauen hassenden Mörder und die Geschichte des unschuldig Verfolgten. Doch es gibt auch Neuerungen: So wirkt der Unschuldige zum Beispiel außerordentlich unsympathisch – ein selbstmitleidiger Verlierertyp mit einem Hang zur Brutalität.
Gewalt inszeniert Hitchcock in Frenzy mit ungeahnter Deutlichkeit: Der Mord des Würgers an der Besitzerin einer Heiratsagentur verursacht durch die Großaufnahmen der angestrengten Gesichter von Täter und Opfer – und die dadurch entstehende greifbare Körperlichkeit – beinahe Übelkeit.
Vor allem aber ist Frenzy ein Triumph des schwarzen Humors: Etwa, wenn der Mörder auf der Suche nach einem Beweisstück mit einem seiner bereits erstarrten Opfer zwischen Kartoffelsäcken auf der Ladefläche eines Lastwagens kämpft und dabei ständig die nackten Füße der Toten ins Gesicht bekommt. Fraglos beruhigend ist allerdings das Interesse der politisch Verantwortlichen an der Mordserie: Gerade als ein Politiker am Themseufer eine Rede über die erfreuliche Verringerung der Schadstoffbelastung des Flusses hält, wird eine unbekleidete, mit einem Schlips erwürgte Frau angespült. Sir George ist entsetzt: Das ist doch nicht etwa meine Club-Krawatte?
Frenzy 4 4.2.-10.2. im Notausgang
Ein schönes Beispiel für die Inszenierung der Großstadt im deutschen Stummfilm findet sich in „Asphalt“ von Joe May. Für das Melodram um einen Polizisten, der sich in eine gerissene Juwelendiebin verliebt, ließ Architekt Erich Kettelhut im UFA-Studio ganze Straßenzüge bauen. Die Großstadt, das ist immer Berlin: dynamisch und hektisch, bevölkert von einem Gewimmel aus Menschen und Autos, erleuchtet vom Licht der Leuchtreklamen und der Schaufenster, in denen prachtvolle Automobile zum Verkauf stehen und attraktive Models neue Strumpfhosenkreationen vorführen.
Souveräner Herrscher über die bewegten Massen ist der Verkehrspolizist. Doch schon bald wird er nicht mehr Herr seiner Gefühle sein: Während er das Verkehrschaos spielend meistert, verläuft er sich hilflos im großen Luxusappartement der schönen Diebin.
Asphalt 7.2. im Filmkunsthaus Babylon
Beim Jour fixe des Dokumentarfilms in der Filmbühne geht es einmal mehr um die Beziehungen der Deutschen zu Afrika. In „Pfadfinder“ läßt Regisseur Georg Maas zwei deutsche Abenteurer, die in Südafrika jeweils einen schweren Unfall erlitten, aus ihrem Leben erzählen. Nach der Vorführung bietet sich wie immer eine Möglichkeit zur Diskussion mit dem Filmemacher.
Pfadfinder 8.2. in der Filmbühne am Steinplatz
Lars Penning
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