■ Filmstarts a la carte: Todesfaust mit geballtem Bläsereinsatz
Seine Spezialitäten waren knallige Bläsersätze mit gequälten Trompeten und der massive Einsatz der Hammondorgel: Um den Filmkomponisten Peter Thomas, der seine Glanzzeiten in den sechziger Jahren mit Musiken zu allerlei Trashfilmen erlebt hatte, entwickelte sich in den letzten Jahren bei Fans des sogenannten „Easy Listening“ ein regelrechter Kult. Junge Musiker reißen sich darum, mit ihm zusammenzuarbeiten, und sogar live trat der mittlerweile schon etwas angegraute Herr wieder auf, um sich als eleganter und ein wenig großspuriger Grandseigneur deutscher Popmusik zu präsentieren. Im Central trägt man der zu Recht wachsenden Popularität Peter Thomas' jetzt Rechnung und präsentiert in einem Special drei Werke mit Musik des Meisters: Neben einer Folge von Raumpatrouille, wo im Starlight-Casino zu den Klängen des New-Astronautic- Sounds getanzt wird, stehen dabei Will Trempers wüste Berlin-Kolportage Playgirl und der Kung-Fu-Film Bruce Lee – Die Todesfaust des Cheng Li auf dem Programm.
Peter Thomas Special: Raumpatrouille/Playgirl/Bruce Lee – Die Todesfaust des Cheng Li 5.4. im Central 2
Dem Zusammenhang von Tod und fetischistischer Erotik war Luis Bunuel auf der Spur, als er 1955 Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz drehte. Denn schon der junge Archibaldo spielt nur allzu gern mit der Wäsche seiner Mutter und legt ein auffallendes Interesse für die schwarz bestrumpften Beine seiner gerade von Revolutionären erschossenen Erzieherin an den Tag. Als Erwachsener entwickelt sich Archibaldo zum Triebtäter – doch auf makabre Weise klebt ihm das Pech an den Hacken: Egal, ob er bereits das Rasiermesser zückt oder sich ausmalt, wie er seine Braut in der Hochzeitsnacht erschießt (während sie knieend ein Gebet spricht), stets kommt ihm jemand zuvor, der die Damen ins Jenseits befördert. Besonders schön: die Sequenz mit der einer Bekannten Archibaldos aufs Haar gleichenden Schaufensterpuppe, an der der frustrierte Lebemann sowohl seine erotischen wie mörderischen Begehren abreagieren muß. Natürlich ist Archibaldo ein Produkt der bürgerlichen Gesellschaft: Was kann man schließlich von einer Erziehung durch Eltern erwarten, deren größtes Mißvergnügen angesichts einer Revolution darin besteht, daß die abendliche Theatervorstellung ausfällt?
Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz 1.4., 3.4. im Filmkunsthaus Babylon
Auch der Taxifahrer Travis Bickle hat so seine Probleme mit Frauen: Die Angebetete zum ersten Date ins Pornokino einzuladen, zeugt nicht gerade von Feingefühl und erscheint als Basis für eine tiefere Liebesbeziehung denkbar ungeeignet. Travis' Bindung an eine Kinderprostituierte endet hingegen mit messianischen Wahnvorstellungen und in einem Blutbad. Die nächtlichen Straßen von New York als Hexenkessel und Hölle auf Erden, der Protagonist von Paranoia und Vietnamkriegstrauma gezeichnet: Mit Taxi Driver schufen Martin Scorsese und Drehbuchautor Paul Schrader einen der großen Klassiker der siebziger Jahre.
Taxi Driver 1.4.-7.4. im Notausgang
Lars Penning
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