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■ Filmstarts a la carteKannibalen auf dem Weg zur Hölle

Eigentlich erübrigt sich zu „Nackt unter Kannibalen“ jeder weitere Kommentar: Selten hat ein Titel so treffend den Inhalt eines Films wiedergegeben, und selten bedingten sich Stil und Inhalt auf derart kongeniale Weise. Bei diesem Meistermachwerk aus den Siebzigern mit Black- Emanuelle-Star Laura Gemser handelt es sich um eine inszenatorische Großtat von Joe d'Amato, einem Regisseur, der wahrlich keine Trash- Modewelle an sich vorüberziehen ließ. Ob Sex, Gewalt oder Horror, stets war d'Amato in bester italienischer Exploitation-Tradition an vorderster Front zu finden. Doch schließlich gab es nichts mehr zu „exploiten“: Die letzten Jahre seines Lebens mußte der Maestro als Porno-Filmer fristen. Daß er dann auch noch gezwungen war, sein geliebtes Filmmaterial zugunsten des billigeren Videos aufzugeben, brach ihm das Herz. Als Hommage an den kürzlich verstorbenen Film-Freak zeigt das Central-Kino ein Doppelprogramm, in dem neben dem eingangs erwähnten „Nackt unter Kannibalen“ auch sein Horrorscho

Nackt unter Kannibalen und Sado – Stoß das Tor zur Hölle 19.4. im Central 1

Ende der achtziger Jahre tauchte auf dem Filmfestival von Edinburgh ein Mann aus der Versenkung auf, von dem die wenigsten Leute wußten, daß er überhaupt noch lebte, geschweige denn aktiv Filme machte. Charles Crichton, einst Cutter bei Alexander Korda und seit den Vierzigern Regisseur von einigen der schönsten Komödien des Ealing- Studios, landete plötzlich mit „Ein Fisch namens Wanda“ einen großen Überraschungserfolg. Die von Ex-Monty-Python- Komiker John Cleese geschriebene Komödie um vier Juwelendiebe, die nach getaner Arbeit versuchen, sich gegenseitig übers Ohr zu hauen, zeigt einmal mehr, daß sich die beste Komik stets aus dem Charakter der Personen entwickelt. Da gibt es zum Beispiel den stotternden Tierliebhaber Ken (Michael Palin), der sich mit Feuereifer daran macht, eine Belastungszeugin aus dem Weg zu räumen. Allerdings leidet er Höllenqualen, wenn seinen Mordanschlägen immer nur die Hündchen der alten Dame zum Opfer fallen. Und Rechtsanwalt Archie (John Cleese) ist derartig britisch-korrekt, daß man ihn am besten mit allerlei peinlichen Sexeskapaden in Verlegenheit bringt. Das Bonmot des Film liefert allerdings der mit seinen Hormonen kämpfende Super-Macho Otto (Kevin Kline): äIch liebe es, Engländer zu überfallen. Sie sind immer so höflich“

Ein Fisch namens Wanda 15.- 21.4. im Notausgang

Ein weiterer Heldengedenktag: Der im Osten unserer Republik heftig verehrte Schauspieler Rolf Ludwig segnete kürzlich das Zeitliche, weshalb ihm das Baläsz-Kino das Tagesprogramm am kommenden Sonnabend widmet. Morgens um Elf geht's los mit Heiner Carows Liebesfilmklassiker „Die Legende von Paul und Paula“, abends um Elf wird das Programm mit einer „Hommage an Hölderlin“ beschlossen. Höhepunkt für Ludwig-Fans: Lesung, Diskussion und Gespräche über den Verblichenen, u.a. mit Jutta Hoffmann (ab 20 Uhr).

Rolf-Ludwig-Tag 17.4. im Baläsz

Lars Penning

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