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■ Filmstarts à la carteMenschlich anmutig, filmisch erlesen

Jawohl, wir wissen, daß es warm ist, und trotzdem werden wir Sie ins Kino scheuchen. Oder wollen Sie etwa, während Sie zwischen leeren Cola-Flaschen sowie Schlimmerem und wabbligen Körpern an den Badeseen des schon vom ollen Fontane gerühmten märkischen Umlands schnaufen, völlig verblöden? Wie wäre es, als abendlicher Auffrischungskurs gewissermaßen, mit einer Mütze Kult? Die große Monty- Python-Familie, speziell Terry Gilliam, noch spezieller Time Bandits – macht es da nicht Rattarattaklick im ausgedörrten Hirn? Das gute Stück gibt es als Familienvorstellung und beschert ein Wiedersehen mit Zwergen, Napoleon (Ähnlichkeiten rein zufällig), Robin Hood, der Titanic und einem vernachlässigten Kind. Zeit und Raum sind sowieso relative Kategorien, deswegen suchen Sie getrost eines Nachmittags ein kleines, sympathisches Kino in Weißensee auf!

Noch mehr Kult, aber eher der gemäßigt schweinischen Art. Im Babylon-Mitte hat man schwer gegrübelt und wieder eimal eine Reihe erstellt, dieses Mal unter dem romantisierenden Leitwort „Nachtspuren“. Dortselbst wird Carl Andersens Mondo Weirdo vorgeführt, im Verbund mit, hört, hört, Polanskis Ekel. Über letzteres Werk ist ob seiner großen Berühmtheit nichts weiter zu sagen, bekanntlich mit Catherine Deneuve, auch genannt „die Augenbraue“. Über „Mondo Weirdo“ hingegen bleibt zu vermelden, daß es sich um die „pornographische Version“ (der Wiener Standard) von „Ekel“ handelt. Urteilen Sie selbst! Drückende Phantasien, ein bißchen Sado-Maso, Genie und Wahn, Sex und Horror im Doppelpack.

Am 24. August schließt das freundliche fsk in der Wiener Straße 20 seine enge Pforte (schade!), um dann im November am Oranienplatz prunkvoll (Fragezeichen) neu zu eröffnen. Egal, was gerade gespielt wird, hopp, hopp, gehen Sie hin und kuscheln Sie sich noch einmal in die Flugzeugsitze, denn im fsk ist es immer nett, nämlich menschlich anmutig und filmisch erlesen.

Das russische Kino kennt viele große Namen; Andrej Tarkowski ist einer davon. Im Westen viel gerühmt und wenig gesehen, im Ex- Osten ein Heiliger, nach dessen Werken nicht unerhebliche Teile der Bevölkerung Schlange standen. Keine Ahnung, die wievielte Tarkowski-Retrospektive dies mittlerweile ist – der Meister hat sie immerhin verdient. Den ganzen August über laufen sämtliche Filme Andrej Tarkowskis im Arsenal, darunter natürlich Andrej Rubljow, der von den staatlichen sowjetischen Behörden bis 1971 als „künstlerisch unausgereift“ zurückgehalten wurde. Die Verfilmung des Lebens des Ikonenmalers Rubljow, Iwans Kindheit oder Stalker waren nichts weniger als für Mythisches aufgeschlossene, latente Revisionen kommunistischer Geschichtstheorie und liegen mit ihrer pathetisch-opulenten Bildsprache immer wieder als schwere Brocken im Magen des Kinofreundes. Rätsel, Symbole und Melancholie – suchen Sie den Schlüssel!

Zur Erholung und Belohnung für so schweißtreibende Dechiffrierarbeit dürfen Sie dann zum Fantasy-Filmfest in die Brotfabrik eilen. Von Donnerstag bis Dienstag wird dort grandios entworfen und gebangt, was das Zeug hält, bei ausnahmslos neuen Schmäckerchen aus den Jahren 1993 und 1994. Brainscan von John Flynn ist dabei und auch Boxing Helena von Jennifer Lynch. Nehmen Sie Ihre 3D-Brille mit, dann wird es womöglich lustiger.Anke Westphal

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