■ Filmstarts à la carte: Der Mann mit Hut und Mantel
Eigentlich ist bereits alles über ihn gesagt und geschrieben worden. Jeder kennt ihn als den Mann mit Hut und Trenchcoat; gemeinsam mit Marilyn Monroe und James Dean gehört er zu den absoluten Kultstars des Kinos. Trotzdem kommt man anläßlich seines 100. Geburtstages am 23. Januar nicht an Humphrey Bogart vorbei. Auch das Babylon würdigt den Schauspieler im Januar mit zwei seiner schönsten Werke, dem Abenteuerfilm „To Have And Have Not“ und dem Film-noir-Klassiker „The Big Sleep“ – beide von Howard Hawks inszeniert und beide mit Bogarts Lebenspartnerin Lauren Bacall, einer unzweifelhaften erotischen Verheißung. Wie seine bis heute anhaltende Popularität verdeutlicht, machte es Bogart einem leicht, sich mit ihm zu identifizieren: Hinter seinem Zynismus, unter der rauhen Schale verbarg sich – sichtbar für jeden, der erkennen wollte – der weiche Kern, jener romantische Idealist, der dann letztlich doch einen selbstlosen Kampf für das Gute in dieser Welt versprach.
Hätte die Filmgeschichte umgeschrieben werden müssen, wenn Max und Dave Fleischer mit ihren Zeichentrickproduktionen „Gulliver's Travels“ und „Mr. Bug Goes to Town“ erfolgreich gewesen wären? Ende der dreißiger Jahre stellten die Fleischers die einzig ernstzunehmenden Konkurrenten von Walt Disney dar. Doch die Geschichte vom in die Stadt ziehenden Käfer wollte niemand sehen – der Mißerfolg zwang die Brüder 1941 zur Aufgabe ihres Studios. Disney avancierte zum alleinigen Marktführer im Bereich langer Zeichentrickfilme. Ein Blick auf „Gullivers Reisen“ zeigt, daß sich die Konzepte abendfüllender Animationsfilme in jenen Tagen nicht wesentlich unterschieden: So wirken etwa die sich liebenden Fürstenkinder zweier verfeindeter Liliputstaaten ebenso süß (und trotz Technicolor ein wenig farblos) wie das Gespann Schneewittchen/Prinz aus dem zwei Jahre zuvor entstandenen Disneyschen Konkurrenzunternehmen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. Die komischen Figuren – der aufgeregte kleine Stadtwächter oder die drei tolpatschigen Spione – haben da zweifelsohne die besseren Parts. Vor allem aber ist „Gullivers Reisen“ im Gegensatz zu heutigen Zeichentrickproduktionen weit weniger auf eine rapide und linear fortschreitende Handlung ausgerichtet: Jedenfalls nimmt sich der Film sehr viel Zeit für das Ausspielen der komischen Situationen und der Songs. Zwar altmodisch, aber wirklich schön.
Im Lichtblick-Kino wird gnadenlos die dekadente Bourgeoisie analysiert: Im „Tagebuch einer Kammerzofe“ führt uns Luis Buñuel den moralischen Verfall und die bizarren sexuellen Praktiken einer Gutsbesitzerfamilie vor Augen. Auch kommt das Proletariat nicht gut weg: Diener Joseph ist ein ekliger Faschist und die Kammerzofe (Jeanne Moreau) eine skrupellose Karrieristin. Wirklich desillusionierend.
Lars Penning
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