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■ Filmstarts à la CarteVon Rotkäppchen lernen heißt siegen lernen

Himmel, so kann man sich irren: Als der amerikanische Rolling Stone Mr. Jerry Garcia (Grateful Dead) nach seinem Lieblingsfilm befragte, nannte der reizende Dickmoppel und Herr über alle Gerippe nicht etwa „Night Of The Living Dead“, sondern – „Abbott And Costello“. Nun ist „Abbott And Costello“ vielleicht lustiger als George A. Romeros Finsterwerk, aber deswegen doch nicht besser? Oder will hier jemand behaupten, daß lustig gleich besser ist? Der Film Night Of The Living Dead ist in einer „Jenseits von Hollywood“ betitelten Reihe vortrefflich untergebracht, denn er wurde in Pittsburgh, Pennsylvania, gedreht, und da sieht es nicht etwa glamourös, sondern, wie der Berliner sagt, „oll“ aus. O Pittsburgh, du gemütliches Heim für „Zombie-Urvater“ Romero, Knochen, Modder, Blut und – Blärcks! Eines Tages fallen noch nicht bestattete Leichen auf der Suche nach Menschenfleisch über ein (direkt bei oder in Pittsburgh gelegenes?) argloses Dorf her. Keine Chance auf ein Happy- End. Die 1968 erfundene „Nacht der lebenden Toten“ bescherte dem Genre des Splash-and-Splatter den Durchbruch und bewies, daß billig produziert mitnichten gelangweilt konsumiert bedeutet. Also „Ruhig Blut!“ Und zurück zu Hollywood: Es wirkt keineswegs glamourös, was sich im letzten Urlaub leicht feststellen ließ. Das Eleganteste an der überschätzten Siedlung ist dieses Schild in den Hollywood Hills, und auch das nur, weil es kürzlich neu angestrichen wurde. Häuser lassen sich ab 1.300 Dollar mieten. (Eigener Zombie nicht inklusive!)

Was sollen wir nur empfehlen? Die Verantwortung für die kulturellen Wonnen unserer Leser lastet uns auf den Schultern wie ein Fuder Holz. Was, Sie wissen nicht, was ein FUDER Holz ist? Dann sollten Sie wieder einmal einen russischen Märchenfilm sehen. Leider läuft gerade keiner. Dafür gibt es eine Defa- Verfilmung des Grimmschen Rotkäppchen, in der zwar keine Fuder vorkommen, aber ein hungry lonely wolf, und in der das Rotkäppchen kaum älter aussieht als Judy Garland in „Wizard Of Oz“. Rotkäppchen trägt nicht etwa Sekt im Körbchen, sondern Wein und Kuchen, und sorgsam drapierte Studiotannen säumen den Weg zur Großmutter. Geben Sie es ruhig zu, daß Sie längst vergessen haben, was in „Rotkäppchen“ an Action los war! Erst gemeiner Mord, nachfolgend arglistige Täuschung und zum Schluß Aufklärung des Verbrechens samt gerechter Strafe. Herz, was willst du mehr? Von Rotkäppchen lernen heißt siegen lernen.

Da nun genug Wissen über Eleganz sowie die biologische Beschaffenheit des Menschen vor und nach dem Tode vermittelt wurde, wenden wir uns dem puren, sündigen Vergnügen zu. Dasselbe besteht, neben der täglichen Dosis „Mord ist ihr Hobby“ (jeweils 14.00), im – na? – im – Betrachten von alten Hollywood- oder Musikfilmen. Besonders praktisch, wenn beides sich so glücklich zusammenfügt wie in „Wie angelt man sich einen Millionär“, wo wiederum tolle Sätze fallen wie „Der Beruf des Gigolos ist doch sehr ehrenwert!“ Der Brotfabrik in Weißensee ist nicht genug dafür zu danken, daß sie Eric Idles (Monty Python) zwar etwas zu spät (1989) und nicht in Hollywood entstandenen, aber aus humoristischen Gründen unbedingt akzeptablen Report über die weithin bekannte Beat-Band Rutles zeigt. Die Rutles haben in den 60ern eine weltweite Rutlemania ausgelöst und die Klassiker „A Hard Days Rut“, „Let It Rut“ und „Tragical Mystery Tour“ veröffentlicht. Ain't That Rut?!

„The Rutles - All You Need Is Cash“ Anke Westphal

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