Filmförderung: Berlin dreht beim Film voll auf
Der Senat will durch die Vergabe von mehr Landesbürgschaften für Filmvorhaben zusätzliche Produktionen in die Stadt und die Region holen. 60 Millionen Euro bis 2013 sollen Kredite absichern
Die Berliner können sich derzeit kaum retten vor lauter Dreharbeiten in der Stadt. Film- und Fernsehproduktionen legen den Verkehr lahm, ganze Viertel verwandeln sich in Filmkulissen. Für die Bernd-Eichinger-Produktion "Der Baader-Meinhof-Komplex" wurde die Bismarckstraße rund um die Deutsche Oper gesperrt. Hitler-Attentäter Tom Cruise ließ für den Stauffenberg-Streifen "Valkyrie" das Messegelände mit Hakenkreuzfahnen beflaggen. Für Soaps wie "Verliebt in Berlin" samt hundert anderer dienen die hippen Stadtquartiere als "Locations".
Was manche Anwohner nervt, reicht der rot-roten Koalition noch lange nicht. Im Gegenteil. Um den derzeitigen Filmboom weiter ausbauen sowie die Filmwirtschaft und den -standort zu stärken, hat der Senat gestern beschlossen, die Vergabe von Landesbürgschaften für Filmvorhaben deutlich zu erhöhen. Mit einer Gesamtsumme von 60 Millionen Euro als Bürgschaftsrahmen will das Land bis 2013 Bankkredite für Produktionen in der Stadt absichern. Bisher hat Berlin seit dem Jahr 2000 Bürgschaften für Kinofilme in Höhe von 16 Millionen Euro übernommen. Dies sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) gestern nach der Kabinettsrunde.
Nach Ansicht von Wolf dient dieses Förderinstrument dazu, "noch mehr internationale Produktionen in die Stadt zu holen". Schon jetzt habe sich die "Film- und Fernsehwirtschaft in der Region zu einem bedeutenden Wachstumsfeld entwickelt", das noch mehr Potenziale in sich trage, so der Wirtschaftssenator. Der Film sei ein großer Faktor für Beschäftigung und Wachstum.
Nach aktuellen Untersuchungen arbeiteten 36.000 Menschen in Berlin und Brandenburg für die Film- und Fernsehindustrie, sagte Wolf. Rund 300 Filme würden in der Region jährlich produziert. Insbesondere das "Medienboard Berlin-Brandenburg" habe im vergangenen Jahr über 200 Filmprojekte mit 26 Millionen Euro gefördert. Nur NRW gibt mehr aus: nämlich 34,6 Millionen Euro jährlich.
Mit dem 60-Millionen-Euro-Beschluss steigere Berlin nicht nur die Fördermöglichkeiten, so Wolf. Es ziehe dadurch auch mit anderen Bundesländern gleich. Er räumte zwar ein, dass bei Bürgschaften ein Ausfallrisiko bestehe. Bisher habe Berlin damit aber keine negativen Erfahrungen gemacht.
Sigrid Herrenbrück vom Medienboard sagte, die Bürgschaften könnten dazu beitragen, dass noch mehr Filmfirmen in Berlin drehen wollen. Zugleich ziele der Vorstoß wohl auf eine regionale Standortfestigung. Denn weil der Bund seit 2006 auch 60 Millionen Euro Filmfördermittel vergibt, die allerdings nicht ortsgebunden sind, müssten sich die Länder neu aufstellen.
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