Film "Immer Drama um Tamara": Zwischen Stuhlgang und Ehebruch
Unter den Hufen marodierender Kühe wird in Stephen Frears Feel-good-Movie "Immer Drama um Tamara" alles platt getreten, was irgendwie urban ist.
In der cinephilen Blogosphäre sind Abschlusslisten kurz vor Jahreswechsel allgegenwärtig: Nahe beisammengerückt ergeben die besten und die schlechtesten Filme des vergehenden Kinojahrs eine rückblickende Bilanz von dessen Extremen her. Üblicherweise beginnt die Listenschwemme bereits Mitte Dezember - was von da an noch im Kino landet, findet selten noch Berücksichtigung. Dabei startet in letzter Minute noch ein echter Top-Favorit - wenn auch für die schlechte Liste.
Elend verspricht bereits der deutsche Titel: "Immer Drama um Tamara", reimt er einen öde an. Immerhin hält er dieses Versprechen, auch wenn Regisseur Stephen Frears ("Mein wunderbarer Waschsalon") vor Langem mal zeitweilig im Verdacht stand, zu den Guten zu zählen.
Erzählt er von turbulenten Geschehnissen im englischen Hinterland, rund um die Schriftstellerkolonie unter dem Mäzenatentum eines Autors (Roger Allam) künstlerisch mäßiger, aber kommerziell erfolgreicher Kriminalromane. Als Vorlage dient die Graphic Novel "Tamara Drewe" von Posy Simmond. Als die junge, einst von einem enormen Zinken verunstaltete Tamara (Gemma Arterton) in die Heimat ihrer Kindertage zurückkehrt, ist sie nicht nur wegen einer Schönheitsoperation kaum mehr wiederzuerkennen: Aus dem hässlichen Entlein ist ein schöner Schwan geworden, der überdies für ein angesehenes Blatt in der großen Stadt schreibt. Schon ihrer knappen Hotpants wegen verdreht sie fortan reihum Köpfe und organisiert damit das Liebesleben der kleinen Stadt, wie nicht zuletzt ihr eigenes, von Grund auf neu.
Im Grunde: ein Heimatfilm mit muffiger Schollenideologie, verpackt als Feelgood-Movie, das seine zuweilen zynische Weltsicht hinter groben Strichen angepinselten britischen Humors nur notdürftig kaschiert. Mit bemerkenswerter Konsequenz wird hier alles nur irgendwie Urbane als lächerlich diffamiert - oder am Ende gar gebilligt unter Hufen marodierender Kühe zu Tode getreten -, um das Ideal ländlicher Bodenständigkeit auf eine Weise dagegenzusetzen, die einen Übles ahnen lässt.
Unter den Hufen marodierender Kühe glaubt man sich auch als Zuschauer. Nach endlosen, mäßig originellen Storywendungen, halbblöden Literaturweisheiten ("Schreib so, als würdest du für dich schreiben") und nicht zünden wollenden Witzeleien zwischen Stuhlgang und Ehebruch fühlt man sich beim Verlassen des Saals auch ein wenig totgetreten.
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