Film "Empire me – Der Staat bin ich": Du bist die Welt
Sechs Do-it-yourself-Staaten stellen in dem Film "Empire me – Der Staat bin ich!" ihre eigene kleine Welt vor und erzählen von ihrer Suche nach Unabhängigkeit.
Stolz stempelt Paddy Bates die Pässe und heißt die Besucher auf Sealand willkommen. Die selbst ernannte Mikronation liegt zehn Kilometer vor Englands Küste und besteht aus zwei Betonsäulen. Die rostige Plattform in der See ist Bates ein Königreich und bedeutet Unabhängigkeit.
Paul Poet stellt in "Empire me - Der Staat bin ich!" sechs solche Storys von der Suche nach Unabhängigkeit vor. Der essayistische Dokumentarfilm ist eine Art Reiseführer durch urmenschliche Sehnsuchtsträume des selbstermächtigten Lebens. Insgesamt soll es weltweit über 500 Mikronationen geben, souveräne Territorien, die ihren eigenen Staat ausrufen, oder solche, die einfach eine Grenze ziehen, um sich als soziales Experiment auszuprobieren.
Entsprechend vielfältig ist das Spektrum in "Empire me", es reicht von rechtskonservativ (Sealand, Hutt River) über versponnen (Damanhur, ZEGG) bis politisch-kritisch (Christiania) und politisch-hedonistisch (Swimming Cities of Serenissima). Allesamt keine perfekten Beispiele, doch sie geben ein Gefühl für die Utopie, wie sie lebbar ist. "Es gibt keine fixe, vorgegebene Welt, weil du bist die Welt", fasst der Österreicher seine gut achtjährige Recherche zusammen.
Die Beispiele widersprechen dem 68er-Klischee, dem linken Studenten in der Hippiekommune mit viel freier Liebe. Vielmehr sind es Menschen, die sich nicht mehr von der westlichen Gesellschaftsordnung repräsentiert fühlen und ihren eigenen Gesellschaftsvertrag aufsetzen. "Diese souveräne Kraft, die eigentlich jeder Bürger - einer Demokratie - hat, ist vielen Menschen nicht mehr bewusst", erklärt Poet und plädiert für Eigenverantwortung: "Nach 20 Jahren Turboneoliberalismus ficken die Leute das System, wurscht, ob Banker oder kleiner Würstchenverkäufer - keiner will verantwortlich sein, aber jeder versucht für sich das Beste rauszuziehen."
Die Do-it-yourself-Gegenwelten - ein Kontrast zur übrigen Welt. Wenngleich sie erst austarieren müssen, wo das Wir beginnt, dieses grundpolitische Prinzip. Schließlich wohnt Freiheit stets ein Dilemma inne: Wie sehr braucht man andere - und bleibt selbst souverän?
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