Fiktion und Wirklichkeit: Die Komplexität zweier Leben

Adrienne Woltersdorf spricht mit der taz-Journalistin Waltraud Schwab über ihren Roman „Brombeerkind“.

Waltraud Schwab

Wann wird Fiktion Wirklichkeit und Wirklichkeit Fiktion? Foto: Dagmar Morath

Zwei Frauen, zwei Lebenswege. Die eine, die junge, wird nur die Grünäugige genannt; die ältere heißt Maria F. Die eine rennt von ihrer Vergangenheit weg, die andere kann sich Gegenwart nur als Zukunft vorstellen. Die Lebenswege der beiden kreuzen sich.

Wann: Mi., 26.05.2021, 17 Uhr

Wo: youtu.be/Fle3uNJOPME

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Die junge Frau wird zur Projektionsfläche der älteren, sie beobachtet sie von ihrem Fenster aus, folgt ihr auch, wenn sie durch den Kiez im Berliner Stadtteil Wedding zieht. Beide Frauen haben Verluste erlebt, die Ältere indes hat auch Schuld auf sich geladen. Ein Journalist, der herausfinden will, was der Älteren einst zustieß, zwingt diese immer wieder, sich doch mit ihrer eigenen Geschichte auseinander zu setzen. Er stört den Lauf der Erzählung. Der Journalist will die Story, sie soll griffig sein, schnell, zack zack.

Da ist das grünäugige Mädchen, dessen Mutter auf dramatische Art starb. Und da ist Maria F., die ihre Tochter verlor. Dazwischen entfalten sich die Leben der beiden Frauen. Und es stellt sich die Frage, wann Fiktion eigentlich Wirklichkeit wird und was die Frau und das grünäugige Mädchen verbindet.

Ein Interview mit der Schriftstellerin Silvia Bovenschen, kurz vor deren Tod geführt, brachte Waltraud Schwab dazu, endlich fiktional schreiben zu können. Man müsse sich die Fiktion eben anverwandeln. „Man muss die Fiktion zu seiner Realität machen, wie Leute es tun, die Falschaussagen machen und beginnen, das für die Wahrheit zu halten.“ Die Autorin gelang es so, ihren ersten Roman zu schreiben. „Weil ich anfing, an die Figuren zu glauben.“

Brombeerkind – ein taz Talk im Rahmen von „Leipzig liest extra“ mit:

Waltraud Schwab studierte Theaterwissenschaft, Soziologie und Amerikanistik sowie „Fine Arts and Critical Studies“ und ist seit 2002 taz-Redakteurin, aktuell bei der taz am Wochenende. Stets wollte sie auch fiktional schreiben, verwarf ihre Versuche aber lange. „Brombeerkind“ ist ihr erster Roman und im Ulrike Helmer Verlag erschienen.

Adrienne Woltersdorf, die das Gespräch moderiert, war von 2001 bis 2005 Ressortleiterin der Berlin-Redaktion der taz. Anschließend berichtete sie bis 2009 als Korrespondentin der taz aus den USA. Seit 2011 arbeitet sie für die Friedrich-Ebert-Stiftung. Zuerst in Kabul, danach in Singapur. Derzeit leitet sie die Stabsstelle Kommunikation der FES.

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