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MIT DER BÖRSENHAUSSE AUF DU UND DUFeuerwerk an der Wall Street

■ Trotz Fehlzündungen der US-Konjunktur ein Rekordjahr

Berlin (taz) — Pünktlich zum Jahreswechsel lieferten die Börsen ein besonderes Kursfeuerwerk. An der Wall Street purzelten täglich die Rekorde, in Japan schnellte der Nikkei-Index hoch, auch an anderen Börsen trumpften die Händler mit Supergewinnen auf.

Allein der Dow-Jones-Index, das bekannteste Barometer der US- Börsen aus den 30 wichtigsten Industriewerten legte, innerhalb einer Woche um 170 Punkte zu und erreichte das bisher höchste Niveau von 3.101,5 Punkten — das sind fast 18 Prozent mehr als zu Jahresbeginn 1990. Die Euphorie erfaßte auch die anderen Börsennotierungen: Der „Standard and Poors 500“, die Aktien von 500 US-Konzernen, gewann im Laufe des vergangenen Jahres um 24 Prozent. Noch spektakulärere Gewinne konnten die Broker gemäß dem Freiverkehrs-Index „Nasdaq“ erzielen, in dem die Aktien kleiner und mittlerer Firmen zusammengefaßt sind: Er kletterte um über 51 Prozent.

Die zweistelligen Gewinne an der Wall Street stehen allerdings im krassen Gegensatz zum Tiefflug des Dollars und den amerikanischen Konjunkturaussichten. Nicht zuletzt deshalb warnen viele Börsianer bereits jetzt vor einem rapiden Kurssturz. Ihre Argumente: Die Kurse seien angesichts der Buchwerte und der mageren Dividendenrendite total überhöht. Doch den Haussiers scheint dies gleichgültig zu sein. Die Halbierung des Zinsniveaus — die US- Notenbank hatte den Diskontsatz innerhalb von 13 Monaten ganze sechsmal gesenkt und mit 3,5 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 19 Jahren gedrückt — löste nicht nur einen Run auf die nun wieder attraktiven Aktien ein. Die Anleger hoffen auch, daß die Zinssenkungen der sich in einer „stummen Depression“ befindlichen US- Wirtschaft wieder auf die Sprünge helfen. Unter den Maßnahmen der US-Zentralbank „Fed“ litt der Dollar-Kurs: mit 1,51 Mark ist er trotz zwischenzeitlicher Höhenflüge wieder auf dem Stand vom Dezember 1990 angelangt.

Spontanen Beifall gab es an Tokios Wunderbörse „Kabuto cho“, als am Montag der Diskontsatz von 5 auf 4,5 Prozent gesenkt wurde. Damit wolle man das Wachstum absichern und das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern stärken, erklärte Finanzminister Hata. Der Aktienmarkt honorierte den Schritt prompt: der Nikkei- Index, der 225 Werte umfaßt, stieg um 2,5 Prozent. Erwin Single

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