Feuerbergstraße : Im PUA Dampf rauslassen
„Die Feuerbergstraße ist ein Dampfkessel, der jederzeit explodieren kann“, erklärte die GAL-Politikerin Christiane Blömeke gestern nach Durchsicht der Behördenakten. Wie tags zuvor die SPD hat auch Blömeke die „besonderen Vorkommnisse“ ausgewertet. Dabei interessierten sie weniger die insgesamt 35 Fluchtversuche, relevanter sei die Zunahme von Gewalt, die laut Blömeke eine „Folge des falschen Konzeptes“ ist. So gab es in dem geschlossenen Heim für straffällige Jugendliche im Jahr 2004 ingesamt 40 Übergriffe auf Mitarbeiter und 18 Gewalttaten unter den Jugendlichen, obwohl es durchschnittlich nur mit 7,5 Jungen belegt war. Hinzu kommen elf Selbstverletzungen, sechs angedrohte Selbstmorde und vier Selbstmordversuche. Laut Dienstvorschrift dürfen die Mitarbeiter die Jungen in Notlagen kurzzeitig fixieren oder „geordnet zu Boden bringen“. In 2004 geschah dies 28-mal. In diesem Jahr setzte sich dieser Trend mit sechs Übergriffen auf Mitarbeiter und acht Prügeleien unter den Jungen fort. Aufs Jahr hochgerechnet, so Blömeke, komme man auf 64 Schlägereien.
Zudem herrscht unter den Mitarbeitern hohe Fluktuation. „Häufig schreiben Erzieher in ihrer Kündigung, dass eine pädagogische Arbeit unter den beengten Bedingungen unmöglich sei“, so Blömeke. Klar sei, dass das Heim geschlossen werden muss: „Es bringt nichts, kostet viel Geld und schützt weder die Jugendlichen noch die Bürger dieser Stadt.“
Der SPD-Fraktionsvorstand sprach sich gestern Abend für einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) aus. Dieser kann von einem Viertel der Bürgerschaft eingesetzt werden, also notfalls allein von der SPD. Wenn die Gesamtfraktion am Montag zustimmt, wird der Beschluss auf der Parlamentssitzung am 13. April gefasst – am 50. Geburtstag von CDU-Bürgermeister Ole von Beust. kaj