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Feuchte Träume vom großen Geld

betr.: „Nach uns die Sintflut“, taz vom 22. 3. 00

Unser Umgang mit Wasser stinkt zum Himmel. Noch immer werden in vielen Gemeinden Deutschlands Regenwasser-Anlagen bei Neubauten nicht genehmigt. Die Kosten der Wasserversorgung bestehen zu über 80 Prozent aus Fixkosten, somit können sie nicht über einen gesunkenen Verbrauch eingespart werden. Also verringert die Regenwasser-Anlage die Einnahmen der Wasserversorger, ohne die Ausgaben durch weniger Bedarf zu senken. Trinkwasserverschwendung aus Kostengründen.

Im gleichen Atemzug bieten diese Gemeinden aber Prämien an, wenn das gesamte Regenwasser auf dem Grundstück zum versickern kommt, also nicht die Abwasseranlagen belastet. Der Regenwasseranteil in den Kläranlagen nimmt nämlich durch die fortschreitende Oberflächenversiegelung immer mehr zu und belastet diese enorm. Trotz dieses „Überschusses“ an Brauchwasser meinen wir noch immer, es uns leisten zu können, unsere Scheiße mit bestem, fossilem Tiefenwasser runterzuspülen. Mutti wäscht die dreckige Wäsche damit, Herr Nachbar gießt seine Blumen damit, und der Papa wäscht sein Auto damit. Und wenn in ein paar Jahren klar sein wird, dass wir uns so einen verschwenderischen Umgang mit dem wichtigsten Lebensmittel, dass wir nicht selbst reproduzieren können, so nicht mehr leisten können, werden wir in keinster Weise darauf vorbereitet sein, kurzfristig eine Änderung herbeizuführen.

Warum gibt es zum Beispiel noch keine Bauvorschrift, die einen „Zwei-Qualitäten-Kreislauf“ in jedem Neubau zwingend vorschreibt, einen Trink- und einen Brauchwasser-Kreislauf eben. Entweder als Regenwasseranlage oder, wo das nicht möglich ist, in Vorbereitung auf eine sicher mögliche, und irgendwann auch nötige Wasserversorgung getrennt nach Brauch- und Trinkwasser. Sonst stehen wir irgendwann vor der Wahl, entweder die Qualität des Trinkwassers radikal zu senken oder weiterhin gutes Trinkwasser zu verschwenden und sehenden Auges in die Katastrophe zu rennen. KLAUS WIEDEMANN, München

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