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Fettgefressene Mittelstandslobby

■ betr.: „Mit fünf Mark sind Sie da bei?“ von Thomas Poreski, taz vom 17.2. 98

Der Herr der grünen Ökologiefront empfiehlt also dem fortschrittlich linken, mit schlechtem Gewissen trotzdem autofahrenden taz-Leser, ein japanisches Dreiliterauto, um den grünen Spritpreis zu rechtfertigen. Es kostet ja nur 31.000 Mark. Soviel Geld verdiene ich nicht in einem Jahr. Und die meisten Leute, die ich kenne, auch nicht. Sie fahren zehn Jahre alte Autos. Eine Freundin, alleinerziehend, hat sich 1.500 Mark für einen Gebrauchtwagen zusammengespart, zahlt dank grüner Kfz-Steuerpolitik-Unterstützung doppelt soviel Steuern wie ein BMW-Fahrer mit Kat. Die Sozialpolitik der Grünen ist zu einer fettgefressenen Mittelstandslobby verkommen, bei der Porsche und Mercedes- Benz die Vorfahrt haben, mit einer weißen ökologischen Weste.

Der (immer größer werdende) Rest fährt – politisch korrekt – mit der Bahn.

Solange die gut dotierten Abgeordneten keine besseren Vorschläge zur Sanierung der Umwelt haben, als dem 1.500 Mark sowie dem 150.000 Mark verdienenden Bürger fünf Mark pro Liter abzuknöpfen, solange wird die Enttäuschung, der Frust und der Haß auf die Partei wachsen, auf die Leute wie ich einst unsere ganze Hoffnung setzten. Die Hoffnung auf einen ökologischen, gesellschaftlichen und sozialen Wandel. Andreas Kehrwald, Karlsruhe

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