Fete de la Musique: Eine Fete für den Nachwuchs
Erstmals gibt es dieses Jahr ein Kinderprogramm - da wird gesungen, getanzt und gejodelt. Das Programm zusammenzustellen war schwieriger als erwartet.

Fast fürchtet man, es ginge auch hier um Fußball, als Doreen Kutzke sagt: "Probieren wir mal den Rudi." Doch die vier jungen Mädchen, die vor ihr sitzen, wissen genau, was gemeint ist. Mit weit geöffneten Mündern lassen sie melodiös die Silbenfolge "Rudihihehiuhi" erklingen. Es sind ungewöhnliche Laute, wenn man bedenkt, dass die Kinder sie nicht auf einer Hütte in den Alpen, sondern in einer Altbauwohnung in Kreuzberg üben. Unter Anleitung von Doreen Kutzke lernen sie, wie man jodelt.
Ihre besondere Fertigkeit werden die Mädchen der Jodelschule Kreuzberg am Montag auf der 16. Fête de la Musique präsentieren. Ihr Auftritt auf der Kuchenkaiser-Bühne am Oranienplatz ist Teil des Kinderprogramms, das dieses Jahr zum ersten Mal im Rahmen des Berliner Musikfests stattfinden wird. Insgesamt 15 Bühnen in sechs Bezirken beteiligen sich unter dem Motto "Fête für-mit-von Kindern".
Bei der 16. Fête de la Musique spielen am heutigen Montag von 16 bis 22 Uhr auf insgesamt 88 Bühnen rund 600 Bands. Erstmals gibt es ab 14 Uhr auch ein breites Kinderprogramm. Der Besuch aller Konzerte ist kostenlos.
taz-Tipps: Ja, Panik (20.10 Uhr) und Bosse (21.20 Uhr) auf der Bühne an der Ecke Kollwitz-/Sredzkistraße. Bonaparte (19.15 Uhr) in der Holzmarktstraße 24 (vor der Bar 25). 3.000 Brutto (17 Uhr) auf der Bühne in der Yorckstraße 15.
Wer nach dem Open-Air-Programm nicht genug hat, kann ab 22 Uhr im Rahmen der Fête de la Nuit auf 20 Indoor-Bühnen weiter feiern. Hier empfehlen sich unter anderem die Indie-Newcomer Werner Krauss (23.30 Uhr) im Club Königstadt/Prenzlauer Berg.
Das komplette Programm unter www.fetedelamusique.de.
"Wir wollten schon immer mit Musikschulen und anderen Einrichtungen für Kinder zusammenarbeiten", sagt Simone Hofmann. Sie ist Geschäftsführerin der Fête Company und setzt die in Frankreich entstandene Idee eines internationalen Musikfests seit 16 Jahren in Berlin um. Die Kooperation sei bislang jedoch stets daran gescheitert, dass die Zeit für konkrete Planungen zu knapp war. "Meistens stand die Fête drei Monate vor unserem traditionellen Termin am 21. Juni immer noch auf der Kippe, weil wir nicht wussten, ob genug Geld da ist", erklärt Hofmann.
Dieses Mal war die Finanzierung bereits im Dezember gesichert: Da flatterte Hofmann überraschend eine Zusage ins Haus, dass die Fête de la Musique nun über zwei Jahre mit jeweils 182.000 Euro aus dem Topf der Lotto-Stiftung gefördert wird. "Niemand hatte damit gerechnet, dass wir dort mit unserem ersten Antrag Erfolg haben würden." Hofmann nutzte die Zeit unter anderem, um eine Mitarbeiterin einzustellen, die sich um das Kinderprogramm kümmerte. "Das war nicht einfach. Gerade an den Musikschulen war einige Überzeugungsarbeit zu leisten, weil viele Lehrer erst mal vor der zusätzlichen Belastung zurückgeschreckt sind", schildert Hofmann. Ihre Kollegin sei jedoch "überall hin gekrochen, wo sich musizierende Kinder verstecken könnten".
Dass Hofmanns Mission, ein möglichst repräsentatives Abbild des musikalischen Angebots für Kinder in Berlin auf die Bühnen zu bringen, erfolgreich war, zeigt das Programm: Neben Kindern, die im Chor singen oder Stücke auf klassischen Instrumenten präsentieren, wird es am Montag auch viele exotische Auftritte geben - etwa vom Kinder Kaos Orchester, für das sich junge Krachmacher ab 14 Uhr in der Einrichtung Antje Öklesund in der Rigaer Straße anmelden können, oder eben von den Kreuzberger Jodlerinnen.
Bei der Generalprobe sind Anais (11), Zaira (11), Pepita (10) und Leika (10) vor allem aus einem Grund aufgeregt: Alle Mitschüler aus ihrer Klasse wollen kommen und ihre Jodelkünste bestaunen. "Die lachen uns bestimmt aus", befürchtet Anais. Dass sie und ihre Mitstreiterinnen nicht nur stilecht "Heidi, deine Welt sind die Berge" singen und jodeln können, werden die vier mutigen Kreuzbergerinnen mit Freestyle-Jodeln zu Beats, Loops und Overdubs beweisen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!