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Archiv-Artikel

Fest für die umstrittene Festung

Heute feiert die US-Botschaft Richtfest. Das Haus am Pariser Platz gehört zu den längsten Bauvorhaben in der Stadt. Insbesondere das Ansinnen der USA, ein rigides Sicherheitskonzept durchzusetzen, hätte das Vorhaben fast verhindert

Von ROLA

Die amerikanische Botschaft am Pariser Platz gehört zu den wohl langwierigsten und umstrittensten Bauvorhaben in der Stadt. Wenn heute die Richtkrone über dem Gebäude an der Ecke Pariser Platz/Behrenstraße/Ebertstraße hochgezogen wird, sind mehr als zehn Jahre Planung und Umplanung, Streit und Diskussion über die US-Residenz und deren Sicherheitskonzept vergangen. Zugleich wird die letzte Baulücke im städtebaulichen Gefüge auf dem Pariser Platz geschlossen. Eröffnet wird die diplomatische Vertretung am historischen Standort voraussichtlich im Frühjahr 2008.

Beinahe vergessen über die Sicherheitsdebatte ist der Entwurf für die US-Botschaft 1995/96, der von dem amerikanischen Architekturbüro Moore, Ruble und Yudell aus Kalifornien stammt. Moore und Partner hatten zuerst einen bewegten, in Richtung Behrenstraße ansteigenden Baukörper mit zentralen Innenhöfen entworfen. Nach zahlreichen Korrekturen besteht das Projekt heute aus einem viergeschossigen, langrechteckigen Trakt am Pariser Platz, in den ein tiefer Keil als Eingangs- und Kontrollbereich einschneidet.

Entlang der Ebertstraße und gegenüber dem Holocaust-Mahnmal setzt sich die vierstöckige, mit grauem Naturstein verkleidete Front und abgesetztem Sockel fort. Alle baulichen Besonderheiten und Repräsentationen haben Moore und Partner ins Innere der Botschaft verlegt. „Safety first“ lautete die Maxime für das Haus. Damit der vorgesehene Zaun nicht allzu sehr in den Blick fällt, soll ein „grünes Band aus Bäumen“ entlang der Straßen die Abschottung kaschieren.

Verzögert hatte sich der Baubeginn 2004 insbesondere wegen des Streits um das Absperr- und Sicherheitskonzept. Während das State Department nach Anschlägen auf US-Vertretungen in Afrika Ende der 1990er-Jahre hohe Sicherheitsstandards bis hin zu Straßensperren vor dem Haus forderten, widersetzte sich das Land einem Festungsbau in der Mitte der Stadt. Als Kompromiss zog der damalige US-Botschafter Daniel Coats 2004 zwei Modifikationen aus der Tasche: Das jetzige Sicherheitskonzept, so Coats, bestehe aus zwei Komponenten: Die Behrenstraße solle nach Süden verrückt und „ein Teil der Sicherheitsmaßnahmen solle nach innen verlegt werden“. Hinzu kommen noch ein Zaun sowie Poller. Berlin war mit den Vorschlägen inklusive breiterer Gehwege an der Südseite des Gebäudes einverstanden.

Die früheren restriktiven Schutzmaßnahmen für Botschaften werden heute auch in den USA hinterfragt. Anfang Oktober wurde eine Studie der New Yorker Polizei vorgestellt. Demnach sei es sinnvoller, auf die Sicherheitsvorkehrungen vor dem Gebäude zu verzichten. In Berlin hat man zumindest ein wenig davon umgesetzt. ROLA