Fernsehserie "Polizeiruf 110": Kommissarin Herz nimmt Abschied

Johanna Herz gibt am Sonntag mit "Fremde im Spiegel" ihre Abschiedsvorstellung als Polizeiruf-Kommissarin. Sie zieht es in den sonnigen Süden. (Sonntag 20.15 Uhr, ARD)

Hauptkommissarin Johanna Herz (Imogen Kogge) verabschiedet sich von ihrem Kollegen, Polizeihauptmeister Horst Krause (Horst Krause). Bild: rbb/conny klein

Die Ortsnamen klangen stets heiter und aufrecht, doch meist offenbarte sich dahinter doch nur das ganze Grauen Ost. Ob die Kommissarin Johanna Herz (Imogen Kogge) nun in Käffern wie Mittwitz oder Stolzow ermittelte, die Leute, die sie dort traf, hatten eigentlich nur eines im Sinn: weg hier! Nun stiehlt sich sie selbst fort aus der Brandenburger Tristesse – zur Tochter und zur Enkelin ins sonnenbeschienene Spanien.

Wer kann es ihr verdenken? Schließlich war der Kriminalerin ja über acht Jahre und zwölf Folgen so ziemlich alles abhanden gekommen: das Kind, der Mann, die Gegenwart. Nur einer wich nicht von ihrer Seite: Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause) mit ewig überm Bauch spannender Uniform und Oldie-Motorrad.

So richtig veredeln konnte er das Leben der Polizistin aber natürlich auch nicht. In den stärksten Episoden des Brandenburger „Polizeirufs“ (etwa Andreas Kleinerts „Kleine Frau“ aus dem Jahr 2006) traf Herz deshalb bezeichnenderweise auf die eigene, durchaus schillernde Vergangenheit.

So auch in dieser Abschiedsfolge, in der sie bei Untersuchung in der Polizeischule Oranienburg einem Mann begegnet, mit dem sie in der Wende-Zeit eine Liebschaft verband: Ausbilder Martin Becker („Balko“-Darsteller Jochen Horst, noch so ein Ex-Fernsehermittler) gerät allerdings schnell ins Zwielicht, hatte er doch eine Affäre mit jener Schülerin, die plötzlich spurlos verschwunden ist. Der eigentliche Fall kommt gegen so viel persönliche Vergangenheitsbewältigung aber nicht an.

Die abgetauchte Polizeianwärterin (Katharina Schüttler) leidet offensichtlich unterm Borderline-Syndrom, doch leider wird in „Die Frau im Spiegel“ (Regie: Ed Herzog, Buch: Annette Hess) aus dem Befund nichts gemacht – schon weil die Hauptperson die meiste Zeit gar nicht in der Handlung vorkommt. Bis auf einen späten Perückenauftritt, der dem Pathologiefilmer Brian De Palma („Dressed to Kill“) würdig ist, passiert sehr wenig.

Ganz zum Schluss haben die Macher den Plot allerdings noch mal extrem zugespitzt, quasi als Knallende-Tür-Effekt für die aus dem Elend abdampfende Ermittlerin Herz, die dann mit militärischem Gruß vom alten Krause auf dem Vorhof des Reviers verabschiedet wird.

Ab Januar rollt der ewige Sidekick Krause dann mit Maria Simon durch Brandenburg. Bleibt zu hoffen, dass der RBB der Neuen ein bisschen mehr Gegenwart gönnt.

Polizeiruf 110: "Frau im Spiegel", Sonntag, 7. 11. 2010, 20.15 Uhr, ARD

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