Fernsehen: Die Digitalisierung stottert
Das Fernsehen will nicht recht in der digitalen Zukunft ankommen. Der "Umschalttermin" wurde verschoben. Vor allem beim Kabel-TV hapert es gewaltig.
Revolutionen haben es in Deutschland schwer, die digitale macht da keine Ausnahme. Schon gar nicht, wenn es um Radio und Fernsehen geht: Der eigentlich für 2010 vorgesehene endgültige "Umschalttermin" vom analogen zum digitalen Rundfunk ist perdu. "2010 ist nicht mehr zu halten", sagt Hans Hege, Direktor der für den privaten Rundfunk zuständigen Medienanstalt Berlin-Brandenburg. Hege weiß, wovon er redet: Berlin war der erste Ballungsraum, der zumindest beim Antennenfernsehen ernst machte: Das gibt es in der Hauptstadtregion schon seit 2003 nur noch digital.
Andere Regionen sind nachgezogen, doch nützt das wenig - schließlich empfangen die meisten Zuschauer ihr TV-Signal per Satellit und Kabel, doch gerade beim Kabelfernsehen sieht es mau aus: Nach dem jetzt veröffentlichten Digitalisierungsbericht 2007 verfügen nur ganze 16,2 Prozent dieser sogenannten Kabelhaushalte auch über ein digitales Empfangsgerät. Beim Satellitenfernsehen immerhin ist der Anteil der Digitalhaushalte auf über 57 Prozent gestiegen.
Derlei Zahlen verstellen aber den Blick auf das eigentliche Problem: Es fehlt schlicht an Programmangeboten, die den ZuschauerInnen die Sinnhaftigkeit der schönen digitalen Fernsehwelt unzweifelhaft nahe bringen. "Die Programme sind noch nicht da", sagte bei der Berliner Medienwoche Wolfram Winter von Premiere: Ein Breitbandanschluss fürs Hochgeschwindigkeits-Internet erkläre sich für die NutzerInnen von selbst. Doch solange im digitalen Kabelfernsehen im Prinzip auch nur die gleichen Programme wie in der analogen Welt liefen, werde das Problem bestehen bleiben.
Eine einfache Lösung hat derzeit niemand zu bieten - bis auf den hierzulande gern bemühten Ruf nach der Politik: Wenn 2010 nun mal nicht mehr zu halten sei, solle doch der Gesetzgeber einfach den 31. 12. 2012 als Datum verkünden, an dem das analoge Fernsehen endgültig und auf allen Übertragungswegen abgeschaltet wird, lautete die Forderung einiger Teilnehmer beim Fachkongress - die prompt vehementen Widerspruch aus den eigenen Reihen ernteten: Es bringe nichts, "den schwarzen Peter der Politik zu zuschieben, weil es die Inhalte nicht hergeben", so Winter. Andererseits werde sich wohl kein Sender "von seinen heutigen analogen Gewinnen verabschieden - in der vagen Hoffnung, dass diese irgendwann in der digitalen Welt wieder zurückkommen".
Was bleibt, ist eine Politik der kleinen Schritte: Viele ZuschauerInnen setzen digitales Fernsehen einfach mit Pay-TV gleich. Ihnen, so Winter, müsse man klar machen, dass sie aber auch schon heute für ihren Kabelanschluss bezahlen - meist nur unauffällig in den Mietnebenkosten versteckt.
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