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Fehlerteufel in Weiß

Welche ärztlichen Schnitzer sind wirklich nötig?

Fehlerteufelfoto: reuters

„Mehr Patienten als nötig werden Opfer von Fehlern“, zitierte dpa gestern den Sachverständigen Hardy Müller, der als Geschäftsführer des Aktionsbündnisses Patientensicherheit den Weißkitteln beim Operieren auf die Finger schaut. So weit, so unschön. Doch die Sache wird noch sinistrer, bedenkt man, dass es im Umkehrschluss ärztliche Kunstfehler geben muss, die sogar von unabhängigen Experten als absolut „nötig“ eingestuft werden. Aber welche Ausrutscher sind mit dem strengen hippokratischen Eid vereinbar? Gelten Notwehr, Langeweile und Trunksucht als Ausreden? Die Bundesärztekammer stellte für 2016 zwar Behandlungsfehler in 2.245 Fällen fest, schwieg sich über deren Notwendigkeit aber aus. Nach landläufiger Kantinenmeinung führender Siechenhäuser gilt es jedoch als statthaft, angelaufenes OP-Besteck in den Bauchraum des Patienten einzunähen, damit die Klinikleitung endlich neues kauft. Dem subalternen Hilfschirurgen ist es wiederum erlaubt, heimlich eine Aorta zu punktieren, damit der greise Feldscher den Posten als Oberarzt endlich räumt. Dem OP-Bodenpersonal ist aber auch weiterhin untersagt, einen drolligen Wolpertinger aus Patientenabfällen zu nähen, um damit die Weihnachtsfeier im Schwesternwohnheim aufzumischen.

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