Fan-Aktivist Fernando Silva zur HSV-Krise: "Possen schädigen den Verein"

Auch nach dem Abgang des Vorstands-Duos Hoffmann/Kraus fordert die Initiative Pro HSV eine Mitgliederversammlung. Dort könnte der Aufsichtsrat stürzen.

Für Fernando Silva keine Traumbesetzung: der neue Vorstand mit Joachim Hilke (l.) und Carl-Edgar Jarchow (r.). Bild: dpa

taz: Herr Silva, wollen Sie den Hamburger SV retten?

Fernando Silva: Retten klingt etwas hochtrabend. Wir setzen uns für Strukturänderungen ein.

Sie haben die Initiative Pro HSV gegründet, die eine außerordentliche Hauptversammlung fordert. Warum?

FERNANDO SILVA SANTOS 31, Steuerfachangestellter, erkrankte schon als Kind schwer an HSV, weil er, am Rothenbaum wohnend, Spiele der Amateure sah.

Anlass war die Entscheidung des Aufsichtsrats, den Vorständen Bernd Hoffmann und Katja Kraus das Vertrauen zu entziehen, ohne Nachfolger zu haben.

Die hatten weder einen Plan B noch einen Plan A.

So schien es. Hoffmann und Kraus boten einen Übergang an, damit der Aufsichtsrat Nachfolger suchen kann. Doch einigen war Persönliches und Politisches wichtiger als die Sache.

Dass Hoffmann und Kraus Auflösungsverträge unterschrieben haben, spielt keine Rolle?

Primär ging es nicht um Hoffmann und Kraus, sondern um die Strukturen beim HSV, im Hinblick auf den Aufsichtsrat.

Ihnen wurde unterstellt, Sie seien Strohmänner.

Keiner vom Verein hat mich angerufen, angestiftet, bezahlt. Ich habe noch nie mit Bernd Hoffmann oder Katja Kraus gesprochen.

Bekommen Sie die Stimmen für eine Außerordentliche Hauptversammlung mit Ihrer Online-Petition zusammen?

Wir brauchen 5.250 stimmberechtigte Mitglieder. Am Dienstag hatten wir schon 4.147 vom HSV geprüfte Stimmen. Heute, beim Spiel gegen Köln, wollen wir Flugblätter verteilen. Da erhoffen wir uns letzten Zulauf.

Was wollen Sie bei der Hauptversammlung erreichen?

Wir möchten dem Aufsichtsrat zeigen, dass Machtspielchen nicht im Sinne des Vereins sind. Wir fordern die Möglichkeit der Fernwahl, online oder per Brief. Es kann nicht sein, dass zwei Prozent der Mitglieder, die zu den Hauptversammlungen gehen, über das Schicksal des HSV entscheiden. Wir halten es für nötig, den Aufsichtsrat zu verkleinern, damit er effektiver wird.

Was spricht gegen den jetzigen Aufsichtsrat?

Indiskretionen: Wir lesen in der Zeitung, wer wie abgestimmt hat, wir lesen, was Matthias Sammer verdienen soll. Wir lesen, dass mit Bjørn Gulden verhandelt wird, mit Roman Grill. Das sind Possen, das schädigt den Verein, das darf es nicht geben.

Ein Ausdruck der tiefen Zerrissenheit des Vereins.

Es gibt Strömungen, den HSV wie ein großes Wirtschaftsunternehmen zu führen und als Gegensatz dazu diejenigen, die den ursprünglichen Verein und die Tradition nicht verlieren möchten.

Wo stehen Sie?

In der Mitte. Wir denken, wir brauchen eine Struktur, die der Größe, auch der wirtschaftlichen, des HSV gerecht wird, unter Wahrung der Traditionen.

Wie sehen Sie den neuen Vorstand?

Kritisch. Der Übergangs-Vorstandschef Herr Jarchow ist durch seine Arbeit in der FDP und der Bürgerschaft zeitlich stark eingebunden. Auch wundern wir uns, dass man mit Herrn Hilke einen früheren Sportfive-Manager holt. Haben Kritiker doch Hoffmann dessen Vergangenheit bei Sportfive und die daraus resultierende Nähe zum Vermarkter vorgeworfen. Wir befürchten, dass der HSV weiter so vor sich hin stolpert. Von einer Falle in die nächste.

Wollen Sie in den Aufsichtsrat?

Ich habe keinerlei Ambitionen.

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