■ Tour de France: Familientreffen mit dem gelben Trikot
Berlin (taz) – Eine relativ ruhige und sorgenfreie 17. Etappe der Tour de France über 218,5 km von Fribourg nach Colmar erlebte gestern Spitzenreiter Jan Ullrich. Der 23jährige, der seinen Vorsprung von 6:22 Minuten vor dem Franzosen Richard Virenque verteidigte, kam mit dem Hauptfeld ins Ziel, wo ihn seine freudvoll weinende Mutter und viele aus Deutschland angereiste Fans empfingen. Tagessieger wurde der Australier Neil Stephens, der sich auf den letzten Kilometern von einer 13köpfigen Spitzengruppe abgesetzt hatte.
Erholt zeigte sich auch der große Verlierer der 16. Etappe, Bjarne Riis, der am Montag schon zum zweitenmal bei dieser Tour Opfer einer Pinkelpause geworden war. Hatte in Perpignan Richard Virenque seinem Team das Kommando zum Zwischenspurt gegeben, als der Däne gerade vom Rad gestiegen war, trat in ähnlicher Situation am Fuße des Col de la Croix Marco Pantanis Mannschaft Mercatone Uno kräftig in die Pedale, um den schärfsten Rivalen im Kampf um den dritten Platz abzuhängen. Die Sache klappte vorzüglich, am Ende hatte der zusätzlich unter Magenproblemen leidende Riis sechs Minuten Rückstand und fiel vom vierten auf den siebten Rang zurück. „Das war, glaube ich, der schlimmste Tag meines Lebens“, sagte der Vorjahressieger später und sprach sogar von Aufgabe.
Pantani war sich keiner Schuld bewußt. „Ich habe entschieden, anzugreifen, weil diese Etappe den letzten Anstieg der ersten Kategorie bei dieser Tour enthielt“, rechtfertigte sich der Bergspezialist. „Es war eine äußerst ehrenwerte Sache.“ Auch Telekom-Manager Walter Godefroot mochte dem Italiener keinen Vorwurf machen, sondern kritisierte lieber seine ehemalige Nummer eins: „Ich würde es nicht naiv nennen, aber es ist kaum zu glauben, daß ein Fahrer mit seiner Erfahrung in solch einem Moment anhält.“Matti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen