Familienfreundliche Ministerien: Neuer Kindersegen im Kanzleramt
Das Kanzleramt meldet mehr Nachwuchs und die Regierung lässt sich auf Familienfreundlichkeit prüfen. Das Audit "berufundfamilie" prüft alle drei Jahre, ob es genug Teilzeitjobs und Kitaplätze gibt.
BERLIN taz Nicht nur der Tannenbaum erinnerte am Montag in Angela Merkels Regierungssitz an Familienweihnachten. Bereits 61 "Kanzleramtskinder" konnte Kanzleramtschef Thomas de Maizière vermelden, erheblich mehr als in der letzten Legislaturperiode. Anlass für die ungewöhnliche Verkündigung in der Weihnachtszeit war ein Zertifikat für Familienfreundlichkeit, das Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern für ihr Amt verliehen wurde. Das Qualitätssiegel von "berufundfamilie", einer Initiative der Hertie-Stiftung, wird an Unternehmen und Institutionen vergeben, deren Personalpolitik die familiären Bedürfnisse der Beschäftigten besonders berücksichtigt.
Nach einem Kabinettsbeschluss im Mai werden sich das Bundeskanzleramt und alle Ministerien regelmäßig auf ihre Familienfreundlichkeit überprüfen lassen. In den letzten zehn Jahren hat "berufundfamilie" insgesamt 700 Unternehmen auf Familienfreundlichkeit geprüft, davon etwa 40 Prozent aller deutschen DAX-Unternehmen, sowie knapp ein Drittel aller Hochschulen.
Um zertifiziert zu werden, verpflichten sich Unternehmen und Institutionen, die Teilzeit- oder Kinderbetreuungswünsche ihrer Beschäftigten besser zu berücksichtigen. Sie setzen sich dafür konkrete Ziele, die alle drei Jahre überprüft werden. Das Familienministerium etwa nimmt schon länger an dem Prozess teil und rühmt sich, 150 maßgeschneiderte Arbeitszeitmodelle eingeführt zu haben.
Das Kanzleramt führt den Kindersegen vor allem auf die erfolgreiche Familienpolitik der Familienministerin zurück: Die Regierung habe eben mit Elterngeld und Kitaoffensive die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen, so Thomas de Maizière.
Aber auch innerhalb des Kanzleramts hat sich etwas geändert. "Wir haben die Teilzeitjobs ausgeweitet und mehr Plätze in der Bundestagskita geschaffen", erläuterte eine Sprecherin. Mit der neuen Chefin ist beim Thema Vereinbarkeit offenbar auch ein neuer Geist eingezogen. Unter SPD-Kanzler Schröder sollen Mütter schon mal sanft darauf hingewiesen worden sein, dass sie in einem ruhigeren Ministerium vielleicht besser aufgehoben seien. Merkel dagegen ließ nicht nur Telearbeitsplätze einrichten, sondern sogar Eltern-Kind-Arbeitszimmer. Zudem arbeitet das Kanzleramt mit einem Familienservice zusammen, der Engpässe in der Kinderbetreuung ausgleichen hilft. "Ich befürworte eine solche Politik aus vollem Herzen und bin stolz darauf, dass das Bundeskanzleramt jetzt als familienfreundlich zertifiziert ist", sagte Angela Merkel.
Das Bundeskanzleramt hat verbindlich erklärt, in den nächsten drei Jahren die Arbeitszeit weiter zu flexibilisieren, Telearbeit und andere Möglichkeiten mobilen Arbeitens auszuweiten und Angebote zur Kinderbetreuung und zur Pflege zu verbessern. Der Kanzleramtschef sagte, das Zertifikat sei nicht nur Auszeichnung, sondern auch Ansporn: "Ich hoffe, dass wir in in drei Jahren wieder hier stehen und aufgrund positiver Ergebnisse das Audit verlängert bekommen."
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