: Familie als Handicap
Zwei Drittel der neuen Arbeitsplätze für Frauen ■ Mit der Flexibilität auf du und du
Nürnberg (ap) - Zwei Drittel der 1,5 Millionen seit Herbst 1983, dem Tiefstand der Baschäftigung, geschaffenen Arbeitsplätze sind nach Feststellungen der Bundesanstalt für Arbeit Frauen zugute gekommen. Wie der Präsident der Bundesanstalt, Heinrich Franke, am Montag in Nürnberg mitteilte, war der Beschäftigungszuwachs auch 1989 bei den Frauen größer als bei den Männern. Maßgebend dafür, so meinte Franke, sei der Aufwärtstrend bei den Dienstleistungen gewesen, an dem Frauen einen besonders großen Anteil haben.
Knapp die Hälfte der längerfristigen Zunahme der Frauenbeschäftigung entfällt nach dem Bericht auf sozialversicherungspflichtige Teilzeitarbeit. Diese Arbeitszeitform entspreche überwiegend den Wünschen der beschäftigten Frauen. Den verstärkten Vermittlungsbemühungen der Arbeitsämter sei es zu danken, daß 1989 rund 63 Prozent mehr Teilzeitarbeitsplätze vermittelt werden konnten als zehn Jahre zuvor.
Allerdings, so räumte Franke ein, hätten Frauen auf dem Arbeitsmarkt immer noch größere Schwierigkeiten als Männer. Gründe dafür seien das starke Anwachsen der Zahl vor allem verheirateter Frauen, die arbeiten wollten, sowie die Konzentration auf frauentypische Berufe. „Das größte Handicap ist aber nach wie vor, daß Frauen überwiegend die Familienpflichten tragen und damit als Arbeitskräfte weniger disponibel sind als Männer, was unter anderem auch ihre Aufstiegchancen einschränkt“, führte Franke weiter aus.
Insgesamt hätten die jährlichen Arbeitsvermittlungen von Frauen in den letzten zehn Jahren um rund 30 Prozent zugenommen, während die Zahl der Vermittlungen von Männern konstant geblieben sei. Von Jahr zu Jahr treten den Angaben zufolge im übrigen immer mehr Frauen in Maßnahmen der beruflichen Fortbildung und Umschulung ein: Während es 1980 noch 80.000 gewesen seien, belief sich diese Zahl 1989 bereits auf 180.000 Frauen.
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