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Falsche Zeit und falscher Ort - betr.: Rezension des Konzerts von Savina Yannatou

Betr.: Rezension des Konzerts von Savina Yannatou, taz hh , 20.7.96

Sehr geehrter Hilmar Schulz,

ick denk', ick hab' die Bildzeitung erwischt ... „sie hat langes braunes Haar und trägt ein knöchellanges graues (!) Baumwollkleid ...“ von Dior oder H&M, oder was?! und was für Schuhe?! und wie alt (in Klammern)?! und Gewicht (in kg bitte!)?!

Also ehrlich! Was war sie denn nun: „in Trance“ oder „ohne persönliche ... Leidenschaft“? „... die Stimme einer Jungfrau ...“ (kennen Sie sie näher?), aber „zur Ekstase brachte sie es nicht ...“ Und zu lachen gab es auch nichts – hoffentlich waren Sie wenigstens rechtzeitig zu Harald Schmidt zu Hause!

Aber richtig hingeguckt haben Sie nicht: Der Zimbalist hatte auch keine Noten. Seltsame Kriterien für ein Konzert ...

Apropos Ekstase: Wissen Sie Einzelheiten über das Lebensgefühl der Sephardim im 16. Jahrhundert?! Vielleicht religiöse Orgien oder sowas, die wir verpaßt haben? Und wo war der „eitle Rahmen“ – doch nicht etwa das Baumwollkleid?!

Hand aufs Herz: Sind Sie der offizielle Rezensent der taz für ungewöhnliche Konzerte – oder die Urlaubsvertretung aus der Sportredaktion? – In diesem Falle ist Ihnen verziehen.

Nein, ich hab's! Sie haben Savina einen zarten Antrag gemacht (verständlich) und sind prosaisch abgewiesen worden ... (falscher Ort, falsche Zeit, Mann!!) So muß es gewesen sein.

Mit freundlichen Grüßen

Gisela Binder

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