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Archiv-Artikel

Falko Götz muss Trainer bleiben

Trotz Niederlage gegen den Tabellenletzten tut sich Hertha schwer damit, seinen Trainer zu feuern. Dahinter steckt betriebswirtschaftliches Kalkül. Der Bundesligist ist zu klamm für neues Personal

VON ULRICH SCHULTE

Personalabbau ist keineswegs der Garant für steigende Gewinne. Hertha-Manager Dieter Hoeneß weiß, wann neoliberale Prinzipien umgedreht werden müssen. „Ich werde genau da keine Antwort geben“, sagte er vorsichtig, als er gestern gefragt wurde, ob Falko Götz am nächsten Wochenende als verantwortlicher Trainer auf der Hertha-Bank sitzen werde. Nach der 2:4-Niederlage gegen den Tabellenletzten 1. FC Köln hatten die Vereinsoberen in einer Krisensitzung getagt. In den nächsten Tagen werde es intensive Gespräche der Leitungsgremien geben, in denen weitgehende Zukunfts- und Personalentscheidungen getroffen werden sollen, so Hoeneß.

Falko Götz bleibt also. Vorerst. Nach 13 Pflichtspielen ohne Sieg, nach wochenlangen Spekulationen über Nachfolger, nach einem Abrutschen der Herthaner auf den neunten Rang, gerade mal neun Punkte vor einem Abstiegsplatz. In anderen Teams hätte das Management längst den Daumen über Götz gesenkt, doch hinter Hoeneß’ Zögern steckt betriebswirtschaftliches Kalkül. Ein Rausschmiss würde den mit 35,2 Millionen Euro verschuldeten Club laut Presseberichten eine Million Euro kosten. Der goldene Handschlag steht in dem Trainervertrag, den Hoeneß erst im November bis 2008 verlängert hatte.

Muss Falko Götz bleiben? „Natürlich tut man sich schwer, Personalentscheidungen zu treffen, wenn solche Summen auf dem Spiel stehen“, sagt Jochen Esser. Der grüne Haushaltsexperte sorgt sich um die Hertha-Finanzen. „Die Weichen wurden in Richtung großes Geld, also Champions League, gestellt. Hertha schafft es aber nicht, sich in dieser Leistungsgruppe zu etablieren.“ Die aktuelle Krise ist denn auch eher Hoeneß anzulasten als Götz, der gestern wie gewohnt das Sonntagstraining leitete. Dutzende Fans hielten am Samstag Schilder in die Luft, auf denen sie den Rauswurf des Managers fordern, der die strategischen Entscheidungen trifft.

Dass es mit dem Geld beim Hauptstadtclub nicht zum Besten steht, wurde Ende November 2005 öffentlich. Der Senat übernahm damals alle Anteile an der Olympiastadion GmbH, die er bis dato zusammen mit der Baufirma Walter Bau AG und Hertha BSC betrieben hatte. Die Übertragung der Walter-Bau-Anteile war keine Überraschung, die Firma war im Februar 2005 Pleite gegangen. Aber auch Hertha durfte seine Anteile für einen Euro auf das Land übertragen, der Senat buckelte dafür ein Darlehen und senkte die Miete für den Fußball-Club um eine Million Euro pro Jahr. Andernfalls habe die Existenz des Vereins und die Bundesligalizenz auf dem Spiel gestanden, sagte Sportsenator Klaus Böger (SPD) im Parlament. Die Mietminderung gilt bis 2017, was Haushaltsfachleute wie der Grüne Esser kritisieren: „Die halbe Laufzeit hätte gereicht.“

Ein Problem ist – neben der hohen Verschuldung –, dass die Hertha-Oberen mehrmals von Sponsoren Vorauszahlungen kassiert haben und ihnen im Gegenzug lange Vertragslaufzeiten mit geringeren Überweisungen zusicherten. Nike zahlte zum Beispiel 2003 eine solche „Signing Fee“ von rund zehn Millionen Euro. Dafür berechnet der Club dem Sportkonzern bis Vertragsende 2009 nur noch etwa 1,3 Millionen Euro pro Saison. Der Verein habe auch bei so genannten Sale-and-lease-back-Geschäften „hoch gepokert“, sagt Esser. Der Club hatte die Rechte an den Logen verkauft, um einmalig die Umsatzbilanz zu verbessern – muss die Leasingraten aber Jahr für Jahr abstottern. „Das schwächt künftige Zahlungsströme deutlich“, so Esser.

Wenn bei Hertha in dieser Woche also doch noch eine Stelle frei wird, sollte in der Ausschreibung ganz oben stehen: Sparsamer Charakter gesucht …

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