Wie soll man als Konsument die Vergleichbarkeit von Gütesiegeln oder gar die tatsächlichen Anteile fair gehandelten Kaffees beurteilen..? Schwierig... In Öktotest und anderen Publikationen wird darüber ja einiges geschrieben und der Academy Award für die "reinste" Gutmenschen-Kaffehauskette ist noch nicht verliehen. Zumal sich, gerade auf internationaler Seite (UK, USA, F), immer mehr Fairtrade-Kritiker melden, die bezweifeln, dass vom tollen, garantierten Premium tatsächlich beim Bauern so viel ankommt. Das Geld geht ja primär wohl erst mal an die Kooperativen-(Verwaltung)…
Sicher gibt es auch bei der einen oder anderen Organisation jeweils Punkte, die man bemängeln kann. Industrienähe hier, Finanzierung durch die Kirchen (!) dort, Chemikeulen bei Fairtrade-Plantagen in Costa Rica etc.pp.
Die von Ihnen gescholtene Rainforest Alliance arbeitet nach meinen Recherchen (ja, ich verlass mich nicht mehr auf den ganzen Skandalisierungs- und Alles-ist-doof-außer-Journalismus) auch mit hoch anerkannten, öffentlichen oder regierungsnahen Organisationen wie USAID und der deutschen GTZ sowie mit einigen UN-Institutionen zusammen. Da ist mE öffentliche (teils wohl auch behördliche) Kontrolle gegeben. Und in Sachen Erhaltung der Artenvielfalt tut die Rainforest Alliance als Co-Erfinder von FSC wohl mehr als der Biolandbau tun kann: Bei den Rainforestlern darf kein Betrieb, keine Plantage zertifiziert werden, die nach dem 1.1.2005 Ökosysteme zerstört hat (Wälder, Busch- und Gras- oder Marschland, Flusssysteme, Seelandschaften etc.). Die Jagd von Wildtieren und Vogelkäfighaltung sind verboten. Es braucht nachweisbar 12 verschiedene, endemische Baumarten (pro Ha) auf den Plantagen und in den Wäldern. 40% anteilige Beschattung muss gewährleistet sein, plus 2 vertikale Vegetationsschichten, es gibt dezidierte Wasserschutz- und Wideraufbereitungsregeln, und es müssen Habitats regeneriert werden, wenn sie auf Plantagen nicht mehr genutzt werden. All das gibt es bei Bio wohl nicht, und ich habe mir die Standards mal wirklich nebeneinander gelegt. Immerhin auch: GMO sind bei der Rainforest Alliance auch verboten. Die Arbeit machen sich ja viele Journalisten nicht, sonst würden sie den fairen Kitkatriegel nicht uneingeschränkt beklatschen. Hat mal einer gefragt, wie hoch der faire Mengenanteil tatsächlich nachweislich im Nestle-Riegel ausfällt? Ich empfehle mal, die Flo-Cert-Standards anzuschauen, und zwar für Mischprodukte. Schaut man sich den Wust von Subunternehmen und outgesourcten Quasi-Tochterunternehmen (Ziel: den Grundsatz "Gleicher Lohn für Gleiche Arbeit“ zu durchbrechen) hierzulande an, dann muss man echt froh sein, dass sich viele der genannten Organisationen für bessere Arbeitsbedingungen und ein schrittweises Anheben von Lohnstandards in der zumeist dritten Welt einsetzen. Zudem kann ich mir nur schwerlich vorstellen, dass Greenpeace ein ihr gewogenes Unternehmen (wie Fairtrade?), das nach Nähe sucht, öffentlich oder offiziös brüskieren würde. Hier ist sich wohl jeder selbst der nächste...
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