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Archiv-Artikel

Faible für Billiggitarren: „Urge Overkill“ im Logo Spaghetti-dünne Ärmchen, kitschiges Gepose

Denkt man an das Kultmovie Pulp Fiction in der Nacht, fällt einem unter anderem das Neil Diamond-Cover Girl, you‘ll be a woman soon ein, das Urge Overkill mit schräglichen Monster-Horn-(issen)-Brillen zur halbakustischen Gitarre schrammeln. Nash Katos Instrument klingt dabei, als schlürften die Saiten auf dem Griffbrett – so ein Geschnarre und Vibriere! Als hätte das Teil 30 Jahre ungestimmt im Wüstensand gelegen. Man sagt ihm ein Faible für Billiggitarren nach. Oder ein lässig-ungenaues Fretplay. King Roesers Bass wummert dazu wie aus einem Sarg.

Mit diesem Hit wurden Urge Overkill einem breiteren Publikum bekannt. Ursprünglich waren UO Teil der Chicagoer Underground-Szene um das Hardcore-Label Touch and Go, verließen dann aber die Pfade der Grunge-Generation und arbeiteten nicht mehr mit Steve Albini und Butch Vig als Co-Produzenten. 1993 veröffentlichten sie ihr Erfolgsalbum Saturation bei einem Major-Label, nach dem ‘95er Album Exit The Dragon löste sich die Band auf. Zu viel Streit und Drogen.

Dass man nun nach einer Reunion ohne neues Album auf Tour geht, erstaunt etwas. Man möchte ein wenig vom Kuchen des Gitarrenrevivals kosten, so heißt es. Das denken derzeit viele. Ein zweiter Gitarrist, Mike Hodgkiss von Gaza Strippers, soll für mehr Dynamik sorgen, und Brian Quast ist bereits der zweite Ersatz für den verschwundenen Drummer Blackie Onassis, der – so erfährt man auf der noch im Aufbau befindlichen Homepage – nach seiner Mitgliedschaft bei der San Francisco-Band Motorcycle Boy untergetaucht ist. Keiner weiß, wohin.

Dafür aber wird die Band seit geraumer Zeit von zwei weiblichen Stalkern verfolgt, die sich als Anti-Fans betätigen und vielleicht nur eine PR-Erfindung sind. Neue Songs wurden bereits geschrieben. Die Aufnahmen für ein neues Album sollen im nächsten Frühjahr starten.

Trotzdem wird man im Logo viel altes Material hören. Glaubt man aktuellen Konzertberichten, so darf man sich auf kitschiges Rock-Gepose, die Spaghetti-dünnen Ärmchen des Gitarristen und reichlich übersteuerte Amps freuen. Das Vorprogramm bestreitet Stoll Vaughn, dessen „Blue Collar Rock“ in Richtung Bruce Springsteen schielt. Carsten Klook

Montag, 21 Uhr, Logo