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Facebooks geplante DigitalwährungLibra-Partner könnten aussteigen

Es wird eng für Facebooks Währung. Berichten zufolge überdenken die Kreditkarten-Unternehmen Visa und Mastercard ihre Beteiligung an dem Projekt.

Vielleicht ist Facebooks Idee der Libra-Währung am Ende auch nicht mehr Wert als ein Haufen Sticker Foto: reuters

NEW YORK/BANGALORE dpa/reuters | Angesichts der starken Kritik an Facebooks geplanter Digitalwährung Libra überdenken einige große Partner laut US-Medien ihre Beteiligung an dem Projekt. Die Kreditkarten-Riesen Visa und Mastercard sowie andere Finanzpartner seien durch den Widerstand aus der Politik in den USA und Europa abgeschreckt, berichtete das Wall Street Journal in der Nacht auf Mittwoch unter Berufung auf Insider.

Sie wollten nicht die Aufmerksamkeit der Aufsichtsbehörden auf sich ziehen und könnten ihre Beteiligung an dem Projekt überdenken. Für Donnerstag sei ein Treffen der Dachorganisation Libra Association in Washington geplant, hieß es weiter.

Demnach sei Facebook bei einigen der beteiligten Unternehmen mit der Bitte abgeblitzt, Libra öffentliche Unterstützung auszusprechen. Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg sind auch die Online-Bezahldienste PayPal und Stripe wegen des regulatorischen Gegenwinds inzwischen unentschlossen. Die Unternehmen äußerten sich zu den Berichten auf Nachfrage zunächst nicht.

Facebook hatte jüngst Bedenken von Aufsehern zurückgewiesen, wonach Libra in die Hoheit von Notenbanken eingreifen könnte. Bei der Digitalwährung werde kein neues Geld ausgegeben, was souveränen Staaten vorbehalten bleibe, betonte der beim Online-Netzwerk für die Entwicklung von Libra zuständige Top-Manager David Marcus. Mehrere Staaten hatten sich in den vergangenen Wochen gegen Libra gestellt – darunter Frankreich und auch Deutschland.

Libra soll nach bisherigen Plänen eins zu eins mit einem Korb stabiler Währungen und Staatsanleihen abgesichert werden. Wenn jemand Libra mit einer klassischen Währung kauft, soll das Geld direkt in diesen Fonds gehen. Libra würde dann als System für schnelle internationale Überweisungen fungieren. Politiker und Regulierer befürchten, dass der Fonds angesichts der enormen Nutzerzahlen von Facebook zu Verwerfungen auf den Geldmärkten führen könnte.

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2 Kommentare

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  • 6G
    6028 (Profil gelöscht)

    Seltsame Sache, das.



    Wenn Gamer eine Cryptocurrency wie Bitcoin entwerfen,



    - die den Zweck hat, ihre Erfinder reich zu machen,



    - die eigentlich nur im Menschen- und Drogenhandel sinnvoll genutzt werden kann,



    - die als Spekulationsobjekt ohne jegliche Substanz dient,



    - die in einem völlig sinnlosen, extrem energieintensiven Prozess geschöpft wird,



    finden das viele "Linke" irgendwie gut.

    Wenn Facebook etwas relativ Sinnvolles vorschlägt, überschlagen sich die Kritiker.



    Nach dem Motto "Irgendeine Schweinerei wird Zuckerberg schon vorhaben; dem ist alles zuzutrauen"



    So gesehen ist Bitcoin natürlich ein grundehrliches Unterfangen..

    • @6028 (Profil gelöscht):

      Sie übersehen den Unterschied : Während Bitcoin aufgrund der von Ihnen geschilderten Probleme keine echte Währung für das tägliche Klein-klein ist, hat Libra durch die Marktmacht von Facebook und die dahinterstehende Infrastruktur die Möglichkeit eine echte Währung zu werden.



      Das Problem ist dabei nicht Herr Zuckerberg und dass der dadurch eventuell noch ein bisserl reicher wird, sondern dass insbesondere die Zentralbanken befürchten, dass ihr Job dadurch schwieriger wird. Das wird vermutlich auch so sein.



      Wobei das für uns Verbraucher auch gute Seiten hätte, weil damit z.B. Minuszinsen oder die Abwertung einer Währung aus (wahl)politischen Gründen erschwert werden.



      Andererseits wären die Handlungsmöglichkeiten der Zentralbanken in einer Crash-Situation vermutlich nicht mehr so wirkungsvoll, was einen Crash verstärken könnte.



      Insofern finde ich es gut, dass das Thema gründlich diskutiert wird. Es betrifft uns alle, selbst wenn wir den Libra selber nicht nutzen sollten. Und m.E. brauchen die Zentralbanken auch noch Zeit, um sich mit den Reaktionsmöglichkeiten im Falle von Problemen zu beschäftigen.



      Und für uns Verbraucher gilt das genauso: Eine neue Währung lebt auch von der Kreditwürdigkeit desjenigen, der die Währung ausgibt. Auch staatlich garantierte Währungen sind nicht absolut sicher vor einer Insolvenz, auch wenn das bei großen Staaten fast nie vorkommt. Bei Libra wird man sich das ansehen müssen, weil es nach meinem Verständnis vom Währungskorb und den beteiligten Unternehmen abhängt. Letztere sind nach derzeitigem Stand sehr stabil, das haben wir aber vor ein paar Jahren bei den großen Banken auch gedacht und dann mussten die Zentralbanken einspringen.