FUN-NEWS IN DER ARD, FIX UND FOXI HEUERN BEI WESTERWELLE AN, FERRES-BASHING WIRD SALONFÄHIG : Das zieht Ihnen die Wurst vom Teller: Die Generation E übernimmt die „Tagesschau“!
Hallo, taz-Medienredaktion! In der gleichen Ausgabe, in der die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung den Anstieg ihrer Verkäufe vermeldete, der vom 17. Januar, die auf dem Flug LH 3715 auslag, fordert Harald Staun in seinem Artikel „Du sollst nicht langweilen!“ die Neugestaltung von Nachrichten. Alles sei zu oll, zu schnarchig, nicht peppig genug. „Deshalb ist es womöglich nicht nur lebendiger, sondern auch ehrlicher, wenn sich die Inszenierung der Wirklichkeit in den Dienst der Spannung stellt …“ Ich finde, da hat er Recht. So ein Erdbeben ohne Drehbuch, Klimawandel ohne Lovestory – hackenöde News, die nicht die Wurst vom Teller ziehen.
Ich bin nur froh, dass die bei der ARD auch so denken und mutiger werden. Am Donnerstag zum Beispiel. Da begnügte sich der 20-Uhr-Tagesschausprecher nicht damit, die Nachricht zu vermelden, Günther Oettinger habe als designierter EU-Energiekommissar im Europaparlament eine Anhörung gehabt, nein, da hieß es, Oettinger habe dabei „eine gute Figur gemacht“. Das hat mir gefallen: es nicht bei einer sachlichen Information zu lassen, sondern Interpretation, Meinung und sprachlichen Ideenreichtum frisch und frei einfließen lassen. Dem Zuschauer mal was bieten.
Aber die ARD kann noch mehr! In der gleichen Sendung! So musste tragischerweise der Tod von Petra Schürmann vermeldet werden. Die ARD nutzte die Gelegenheit, im Einspieler über ihr Leben ein neues Nachrichtengenre zu etablieren, die „Novel-News“. Als der Autor auf den Unfalltod der Tochter kam, tönte es, Alexandra Schürmann wurde „von einem Geisterfahrer aus dem Leben gerissen“. Hui Buh das Schlossgespenst am Steuer? Gezogen, gezerrt an der Schürmann-Tochter? Bis sie das Leben losließ? Nicht etwa, dass sie mit dem Auto tödlich verunglückt sei, nein, die ARD bedient kurzerhand die Forderung der Generation E, der Generation Entertainment, die in der FAS ihr Sprachrohr gefunden hat.
Überhaupt, Forderungen. Ich höre Guido Westerwelle schon mit den Füßchen stampfen: „Das will ich auch!“ So ein Referat für Auslandsberichterstattung, wie der Schäuble es bekommt. In der Süddeutschen steht, so solle erreicht werden, dass Schäuble „mit Namensartikeln präsent ist“. Also feinste unspezifische Personen-PR. Die hat auch Guido bitter nötig. Ein kurzer Abstecher meinerseits nach Frankreich hat gezeigt, die kennen den gar nicht. Kein Mensch weiß in Sarko-Country, wer Guido Westerwelle ist. Die wissen gar nicht, wie lustig wir es hier haben!
Aber ich will nicht immer auf den Unterprivilegierten, den Franzosen, rumhacken, ich will auch mal konstruktiv sein und schon mal Namen ins Spiel bringen, wer Westerwelles Trommel schlagen könnte. Meine Vorschläge: Udo Walz. Oder Jette Joop. Oder DJ Ötzi, Fix und Foxi, Tine Wittler, Florian Silbereisen, Josef Ackermann.
Apropos gemein sein. Die Saat meines im Sommer begonnenen Feldversuchs „Schaffe ich, dass andere merken, wie blöd eine Person ist, am Beispiel Veronica Ferres?“ scheint aufzugehen. Immer mehr Medienschaffende lassen raus, was sie jahrelang unter dem Eichinger-Hofmann-Martin-Krug-kusch-kusch-Mantel verborgen gehalten haben: dass sie Ferres für eine unerträgliche Planschkuh (meine Interpretation! Achtung, keine Tatsachenbehauptung!) halten.
Zuletzt in „Aspekte“, der kulturellen Kamera des ZDF. Dort hat man in nur einem Beitrag drei Mal auf die Ferres eingehauen. Bum, bum, bum – immer auf die Zwölf ihrer nicht zu ertragenden Anmaßung, alles spielen zu müssen, wo eine Frau an einer Grenze weint oder ein dickes Säugetier (Wal) auftaucht. Das hat überrascht. Das war neu. Das verdient Beachtung. Hier ist sie. Und damit zurück nach Berlin!
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