FRIEDRICHSWERDERSCHE KIRCHE : Wer zu viel über morgen nachdenkt, erkennt das Heute nicht
Die Fahnen vor der Neuen Nationalgalerie hängen schlaff über ihre mächtigen Betonsockel. Pascale Marthine Tayou empfängt, so heißt es in der Publikation zu „who knows tomorrow“, „die Besucher (…) mit einer Installation aus Flaggen der afrikanischen Union (…) und repräsentiert dabei Afrika in seiner offiziellen Vielfalt und Größe.“ Kein Wort über die Eingriffe, die Tayou an jeder einzelnen Flagge vorgenommen hat. Tayou, dessen Werk in seiner Abwesenheit anders installiert wurde, als geplant war, ist aber bei der Eröffnung nicht der einzige mit gedrückter Stimmung. Warum etwa müssen drei von fünf afrikanischen KünstlerInnen ihre Werke vor den Türen der Instititution zeigen? Keine schöne Geste. Da wirkt die Baselitz’sche Skulptur vor dem Haupteingang des Hamburger Bahnhofs in Nachbarschaft zu António Oles Container wie eine reichlich naive Brücke. Und Zarina Bhimijis Video verliert sich, im ersten Geschoss des Westflügels, dadurch auch nicht weniger. Einzig die kopflosen Figuren vonYinka Shonibare MBE in ihren prächtigen viktorianischen Gewänder aus afrikanischen Stoffen in der Friedrischswerderschen Kirche verwickeln sofort in postkoloniales Erbe, bereichern den Ort und sind einfach wunderschön. MJ
■ Bis 26. 9., verschiedene Orte, Infos: www.whoknowstomorrow.de