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Archiv-Artikel

FRANKREICHS SUPERSTAR GÉRARD DEPARDIEU Rebell mit Promille

VON RUDOLF BALMER

Strafe muss sein. Das finden in Paris viele, wenn sie über Gérard Depardieu reden. Selbst für den Nimmersatt Obelix soll es vor Gericht keine Extrawurst geben. Der Filmschauspieler ist ergo wegen Trunkenheit im Straßenverkehr zu 4.000 Euro Geldstrafe und zu einem gnädigerweise auf sechs Monate befristeten Entzug seines Motorrad-Führerscheins verdonnert worden. Die Richter hätten ihm zwei Jahre aufbrummen können.

Seinen eigenen Angaben zufolge hatte er vor seinem Rückflug aus Usbekistan, wo er gern mal für einen Videoclip mit der Präsidententochter Gulnara Karimova ein Liedchen anstimmt, ein bisschen (zu viel) Champagner getrunken. Im Flugzeug, schwört er, habe er nur Wasser bekommen. Nach der Landung bei einem Zusammenstoß mit Blechschaden hatte der trinkfeste Depardieu dennoch laut Polizei 1,8 Promille Alkohol im Blut.

Verärgert war Depardieu schon zuvor. Ohnehin hatte er ja vor, seiner französischen Heimat definitiv den Rücken zu kehren. Die Justiz hat ihm nur einen zusätzlichen Anlass geliefert. Den französischen Pass will er aber – entgegen seiner ersten Ankündigung im Zorn – nicht abgeben. Depardieu sammelt nämlich Staatsbürgerschaften wie andere Briefmarken. Demnächst werde er nicht weniger als sieben verschiedene Reisepässe besitzen, versicherte der Multinationale stolz.

Als er lautstark reklamierend ins Exil ging, weil ihn die französischen Steuerfahnder zu sehr schröpfen wollten, hagelte es Kritik und Häme in Paris, wo er es sich bisher an der Rue du Cherche-Midi in einer Stadtvilla gutgehen ließ. Dass einer dem Charme von Paris eine Provinzstadt wie Saransk in der mittelrussischen Provinz als Domizil vorzieht, übersteigt jedes Verständnis seiner bisherigen Nachbarn.

Mit dem Patriotismus scherzt man ohnehin nicht bei den Galliern. Viele seiner zukünftigen Exlandsleute wünschten den prominenten Steuerflüchtling als vaterlandslosen Gesellen zum Kuckuck. Doch statt staatenlos durch die Welt zu irren, fand der Filmstar gleich in mehreren Ländern als Ehrenbürger offene Arme.

Nach der Staatszugehörigkeit, die ihm dank Busenfreund Putin im Eilverfahren zugesprochen worden ist, hofft der Neurusse als Nächstes auf die Anerkennung als Staatsbürger durch den Nachbarn Belgien und das einst von Frankreich besetzte Algerien. In Usbekistan war das Versprechen einer schnellen Einbürgerung vielleicht neben Champagner à discrétion Teil der Gage.