: FLIEGENDE HUNDE
■ "Spontanes Theater" mit "Word & Action" auf dem Spielplatz 88
FLIEGENDE HUNDE
„Spontanes Theater“ mit „Word & Action“
auf dem Spielplatz 88
Doris Day ist verblüfft, eigentlich wollte sie doch gar kein Bild kaufen, wieso wird sie jetzt als die neue Besitzerin einer Kostbarkeit aus dem 14. Jahrhundert gefeiert? Oder sollte der Herr vorne am Pult, der immer so lustig mit dem Hammer klopft, ihr Winken mit dem Ausstellungskatalog etwa nicht richtig verstanden und die unschuldige Begrüßungsfreude als Gebot mißverstanden haben. Graig, ein gestandener Mann in mittleren Jahren von der britischen Truppe „Word & Action“, bräuchte nur einen maßgeschneiderten Anzug anzuziehen und einen Bowler aufzusetzen, und schon könnte er die Rolle des Auktionators in einem feinen Kunsthaus der Londoner City übernehmen.
Mit seinem gepflegten Englisch und den drängenden Satzsturmfluten verführt er die zunächst eher reservierten Berliner Schüler, die im Foyer der Kongreßhalle sein Publikum bilden, ebenfalls zu unbeabsichtigten und verblüffenden Aktionen. Er macht die 13- bis 14jährigen zu Mitspielern und Autoren des gespielten Stücks. Durch das verblüffende Kunststück der Verführung denken sie sich Ziel und Verlauf der „Reise“ aus, um sie dann selbst zu spielen. Die Schüler produzieren unter dieser „Regie“ anarchische und gezügelte Einfälle. Bei jeder Etappe wird die Reise grotesker und die Situation surrealer. Daß ein grün-brauner Hund ein Baby entführt, ist noch gar nichts, denn dieses einmalige Tier fliegt auch noch mit einem 20jährigen Nobelpreisträger auf dem durch die Wolken davon. Wer sich traut, und erstaunlicherweise trauen sich jetzt fast alle, darf als furchterregender Drachen Feuer speien oder auch nur im Chor sich auf die Schenkel schlagen, um so den Platzregen rauschen zu lassen. Das Resultat dieser Methode (Instant Theater steht für spontanes Theater) der Gruppe „Word & Action“ ist faszinierend, anstrengend und vertrauenerweckend zugleich.Susanne Raubold
Am 10.6. um 17 Uhr können 17- und 18jährige sich auf „Der Überlebende“ oder am 14.6. um 17 Uhr auf „Science-Fiction“ einlassen.
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