FILM : Geschichte als Haufen
Man könnte sich Geschichte schlicht als etwas Lineares vorstellen. Tatsächlich ist sie eher ein unentwirrbarer Haufen. In seinem aktuellen Filmessay „Material“ setzt der Dokumentarfilmer Thomas Heise losgelöste Bilder aus seinem Archiv zu einer alternativen Geschichte der deutsch-deutschen Wende zusammen. Grundlage für „Material“ war ein Dutzend kleiner, zwischen 1988 und 2008 gedrehter Filme, darunter Aufnahmen von Probenarbeiten zu Heiner Müllers „Germania Tod in Berlin“, vom Demonstrationszug vom 4. November 1989 in Berlin, von einer Versammlung der SED-Grundorganisationen – vor der ZK-Sitzung, die Egon Krenz in Stellung bringt. Nicht auf den sichtbaren Zusammenbruch des Systems – auf die Berliner Mauer – richtet Heise seine Kamera, sondern dorthin, wo die Zukunft noch nicht gewiss ist, wo die Geschehnisse noch im Fluss sind und die Menschen glauben, noch einen Spielraum zu haben. MATT
■ Sa, 18. 7., 15 Uhr + Mo, 20. 7., 17 Uhr, Metropolis, Steindamm 54