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Archiv-Artikel

FELIX AUSTRIA Spirituelles Bicheln und Selbstfindung

VON STEPHAN REINHARDT

2009 Schenkenbichel Grüner Veltliner Kamptal Reserve DAC – Summerer, Kamptal

Wenden wir uns einmal zwei Weinen unserer österreichischen Nachbarn zu. In Niederösterreich bringt der Veltliner zahlreiche große Weißweine hervor. Viele von ihnen stammen aus biologischem oder biodynamischem Anbau. Was aber „intelligenter, friedfertiger Weinbau“ ist, das lassen Sie sich bei Gelegenheit mal von Elisabeth und Rupert Summerer aus Langenlois im Kamptal erklären, die ihn für sich reklamieren und als „spirituelle Naturkunde“ begreifen, die in der „Kommunikation mit der Pflanzen- und Tierwelt“ gipfelt. Kommunizieren wir hier aber lieber mit dem Grünen Veltliner aus der sehr warmen Terrassenlage Schenkenbichel. Riechen wir hinein, sagt er: Reife, gesunde, gelbfleischige Fruchtaromen, zitiert Äpfel und Birnen – und unterdrückt den heimlichen Drang zum Tropischen doch eher erfolglos. Schmecken wir, erzählt dieser gehaltvolle Veltliner vom Löss und Gneis, auf dem er wächst, indem er seine wunderschöne Fruchtkonzentration mit saftiger Fülle und klarer mineralischer, im Abgang leicht salziger Rasse vereint. Sinnlichkeit und Strenge – was im wirklichen Leben nur schwer vereinbar ist, schafft der Schenkenbichl mit Leichtigkeit und Eleganz. Sollte man wegbichln – am besten zum Schnitzel!

14,80 € bei Rindchen’s Weinkontor (siehe unten).

2007 St. Laurent „vom Steinfeld“ – Johanneshof Reinisch, Thermenregion

In der nördlichen Pfalz gibt es Kalkböden, auf denen sich der Pinot-Verwandte St. Laurent besonders wohlfühlt. Der Johanneshof Reinisch in Tattendorf zählt seit vielen Jahren zu den herausragenden Produzenten ganz einfach deshalb, weil der St. Laurent „Holzspur“ des Hauses Jahr für Jahr zu den allerbesten und langlebigsten Weinen dieser Sorte gehört. Die kräftige, rauchige Holznote dieses in Barriques ausgebauten „Grand Crus“, aber auch dessen ungeheure Fülle und Vielschichtigkeit geht dem im mit Schotter durchsetzten Schwarzerdeboden gewachsenen und im überwiegend großen Holzfass ausgebauten St. Laurent „Vom Steinfeld“ völlig ab: Dieser ist dafür ein geradezu idealtypischer Vertreter der Sorte: feinfruchtig und zart würzig im Duft, seidig und elegant am Gaumen; einem Pinot Noir aus Burgund nicht unähnlich, aber auch nicht einem feinen Syrah von der nördlichen Rhône. Aber eben viel, viel preiswerter. Der 2007er ist hinreißend! Eleganter, balancierter, finessenreicher lässt sich ein St. Laurent kaum vorstellen. Er duftet präzise und bemerkenswert fein nach reifen dunklen Waldbeeren, Erde und Lakritz und bewahrt sich eine frische, distinguierte Art. Durch den Gaumen zieht sich ein kühles seidiges Gewand, die Frucht ist süß, die Säure frisch und das Tannin griffig, aber alles ist perfekt in den mittelgewichtigen bis kräftigen Körper integriert.

12,80 € bei Rindchen’s Weinkontor, Lerschpfad 4, 14059 Berlin, Tel. (030) 30 20 36 05.