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FDP beschleunigt Kandidatenkarussell

■ Viele für Hamm-Brücher / Heitmann bleibt sich treu

Bonn (AFP) – Die FDP wird voraussichtlich einen eigenen Personalvorschlag für das Bundespräsidentenamt vorlegen. Die Parteibasis mache auf die FDP-Spitze „ordentlich Druck“, eine Person zu präsentieren, in der sie sich mit liberalen Grundüberzeugungen wiedererkennen könne, sagte Generalsekretär Werner Hoyer am Montag nach einer FDP-Präsidiumssitzung vor der Presse in Bonn. FDP-Chef Klaus Kinkel habe bereits mit einer Reihe von möglichen Bewerbern gesprochen, darunter auch mit der FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher.

Unterdessen ließ Bundespräsident Richard von Weizsäcker einen Bericht des Spiegel dementieren, wonach er den sächsischen Justizminister Heitmann – Kohls Kandidat für Weizsäckers Nachfolge – als „konturenarmen Nischenossi“ bezeichnet habe.

Steffen Heitmann selbst hat seine umstrittenen Äußerungen zum Nationalsozialismus, zur Ausländerpolitik und zur Rolle der Frauen bekräftigt. „Ich vertrete dort bestimmte Positionen, die von einer intellektuellen Schicht in Deutschland so nicht vertreten werden – und die wehrt sich dagegen“, sagte Heitmann. „Diese Auseinandersetzung halte ich aber für notwendig.“ Manchmal frage er sich, ob er es nötig habe, sich „mit Schmutz bewerfen zu lassen“, sagte er zu der öffentlichen Kritik an seinen Äußerungen.

FDP-Generalsekretär Hoyer wollte sich zu Heitmann nicht mehr äußern. Am Wochenende hatte bereits Kinkel deutlich gemacht, daß der sächsische Justizminister nicht der Kandidat der FDP sei. Hoyer zufolge werden die zuständigen FDP-Gremien möglicherweise noch in diesem Jahr über einen FDP-Vorschlag entscheiden. Die in Erwägung gezogenen Personen seien alle „höchst respektable Damen und Herren“. Hamm-Brücher erhielt Unterstützung von den FDP-Bundestagsabgeordneten Ingrid Walz und Gerhart Baum. Dies wäre ein „gutes Signal für liberalen Geist, liberale Gesinnung in Deutschland“, sagte Baum. Bereits am Wochenende hatten sich mehrere FDP-Politiker aus Bund und Ländern für die frühere Staatsministerin ausgesprochen. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Gisela Babel vertrat dagegen die Ansicht, die 72jährige sei zu alt. Hamm-Brücher selbst hat bislang die Kandidatur des ostdeutschen Bürgerrechtlers Jens Reich unterstützt.

Kommentar Seite 10

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