FDJ-Chefin mit 50.000 Mark dabei

■ Birgit Schröder in SED-Prominenten-GmbH eingestiegen / Irritation über mysteriöse Verflechtungen von FDJ und SED

Jung, naiv und unbelastet präsentierte sich die neue Vorsitzende der Freien Deutschen Jugend nach ihrer Wahl in Brandenburg. Unschuld und Namenlosigkeit sollten das ramponierte Image der alten Staatsjugendorganisation aufpolieren und ihren Fortbestand auch nach dem Ende der DDR garantieren. Offen für alle linken Kräfte und unabhängig von der Partei, deren Kampfreserve sie über Jahrzehnte seien wollte. Doch seit am Mittwoch der Runde Tisch der Jugend in Berlin tagte und seit dem Bericht einer Regierungskommission über das Geschäftsgebaren ist auch diese Hoffnungsträgerin schwer angeschlagen. Mit 50.000 Mark der DDR ist sie am 5. März Gesellschafterin einer mysteriösen „Jugendheim GmbH“ geworden. Diese GmbH wurde 1951 gegründet und übernahm als Rechtsträger die Verantwortung für das Zentralratsgebäude der FDJ Unter den Linden, das nun nach dem Willen der hier residierenden neuen Verbände zu einem offenen Jugendzentrum umgerüstet werden soll. Seit 1951, und bis heute, sind die ehemaligen SED-Spitzenpolitiker Hermann Axen und Paul Wandel Gesellschafter dieser GmbH, der neben dem repräsentativen Gebäude auch noch weitere lukrative FDJ-Objekte unterstellt sein sollen. Axen und Wandel, jetzt vertreten durch zwei Juristen der Humboldt-Universität, sind jetzt also mit Birgit Schröder für die Zukunft des Hauses in günstiger Stadtlage formaljuristisch verantwortlich. Auf die Fragen der Vertreter des Jugendtisches nach den Hintergründen ihres Einstiegs in die GmbH konnte oder wollte die FDJ-Chefin keine Antwort geben. Gegenüber der taz verweigerte sie jede Aussage und verwies auf eine Erklärung, die sie in der kommenden Woche abgeben will. Ihr Pressesprecher Jahn banalisierte den Vorgang, sprach von juristisch abgesicherten Maßnahmen, ohne jedoch belegen zu können, ob nun Frau Schröder als Privatperson, im Auftrag oder als Vertreterin der FDJ mit den 50.000 Mark, entgegen aller am Runden Tisch getroffenen Vereinbarungen, in das Geschäft eingestiegen ist. Die FDJ-Basis jedenfalls weiß von dieser Nacht- und Nebelaktion nichts. Bereits 1979 hatte die FDJ vergeblich versucht die Rechtsnachfolge der von der SED-Prominenz unterhaltenen Gesellschaft anzutreten, ohne jedoch die nötigen juristischen Schritte einzuleiten. So berief man sich offensichtlich auf das Gewohnheitsrecht und verfügte frei über alle FDJ-Objekte. Noch vor kurzem schloß die von ehemaligen FDJ -Zentralratsmitgliedern gegründete „Projekt und Service GmbH“ mit der neuen Führung des alten Verbandes Nutzungsverträge über genau die Häuser ab, die nun nach Aussage der Regierungskommission unter der Trägerschaft der Jugendheim GmbH stehen. Inwieweit hier am Runden Tisch der Jugend vorbei FDJ-Pfründe durch juristische Tricks in die Obhut ehemaliger Jugendfunktionäre übergehen sollten, werden die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen belegen müssen.

Andre Meier