FBI plant biometrische Datenbank: Die Expansion des "Großen Bruders"
Willkommen im Überwachungsstaat: Mit Augen-Scans, Daten über Gesichtsformen und Sprachmuster will das FBI die weltgrößte Datenbank mit biometrischen Informationen aufbauen
WASHINGTON dpa/taz Ihre Fingerabdruck-Sammlung von 55 Millionen Menschen ist dem FBI offenbar nicht genug. Die US-amerikanische Bundespolizei arbeitet nach einem Zeitungsbericht am Aufbau der weltgrößten Datenbank für biometrische Informationen. Das eine Milliarde Dollar (etwa 690 Millionen Euro) teure Projekt gebe der US-Regierung beispiellose Möglichkeiten, Personen in den USA und im Ausland zu identifizieren, berichtete die Washington Post am Samstag.
Neben Fotos und Fingerabdrücken zählten dann zunehmend auch Augen-Scans, Daten über Gesichtsformen oder Sprachmuster zu den Informationen, die in dem Datenzentrum in Clarksburg, West-Virginia, gesammelt werden, hieß es.
"Größer, schneller, besser. Darum geht es", sagte Thomas Bush vom kriminalistischen Informationsdienst des FBI der Zeitung. Den Angaben zufolge nutzen verschiedene Teile der US-Regierung biometrische Angaben immer häufiger. So habe das Verteidigungsministerium in den vergangenen zwei Jahren Daten von 1,5 Millionen irakischen und afghanischen Gefangenen, irakischen Zivilisten und Ausländern, die US-Militärbasen besuchten, zusammengetragen.
Bürgerrechtler sehen den Trend kritisch. "Dadurch wird eine Gesellschaft möglich, in der ständig überwacht wird", sagte Barry Steinhard von der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU der Zeitung.
Bush hingegen sieht die Daten ausreichend geschützt. "Wir haben strikte Gesetze, wer da rein darf und wie die Daten geschützt werden." Jede Anfrage werde verzeichnet, hieß es. Alle Behörden mit Zugang zu der Datenbank würden alle drei Jahre zudem überprüft.
Erst vorigen Monat hatte das US-Heimatschutzministerium am Internationalen Flughafen Dulles in der US-Hauptstadt ein neues Sicherheitssystem in Betrieb genommen, bei dem Einreisende erstmals die Abdrücke aller zehn Finger abgeben müssen. Bis Ende 2008 sollen alle rund 290 internationalen US-Airports über die neue Technik verfügen. Die Verschärfung der Einreisebedingungen in die USA hatte nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 begonnen.
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